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Erbendorf (dpa/lby) – Die Population der Habichtskäuze in Nordostbayern wächst. 27 Tiere sind dieser Tage ausgewildert worden, wie der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) mit Sitz in Erbendorf (Kreis Tirschenreuth) mitteilte.

Die Jungvögel sollen in den Wäldern der Oberpfalz und Oberfrankens heimisch werden. 133 Habichtskäuze sind dort den Angaben nach seit Beginn des Wiederansiedlungsprojektes im Jahr 2017 in die Freiheit entlassen worden.

Abgesehen von den ausgewilderten Vögeln in Nordbayern gibt es lediglich noch eine Population in Deutschland, und zwar im Nationalpark Bayerischer Wald. Ziel ist, dass sich die Tiere vernetzen.

Auf Auswilderung langsam vorbereitet

Die Habichtskäuze stammen aus Nachzuchten in Zoos und Wildparks in Frankreich und Deutschland. Vor ihrer Auswilderung verbrachten sie rund vier Wochen in Eingewöhnungsvolieren, um sich auf das Leben im Wald vorzubereiten. Dort hatten sie keinen Kontakt zu Menschen gehabt – mit einer Ausnahme: Sie seien täglich von einem Betreuer mit Wasser und hochwertiger Nahrung versorgt worden, erläuterte VLAB-Vorsitzender Johannes Bradtka.

«Jede Auswilderung ist ein wichtiger Schritt zum Schutz dieser faszinierenden Eulenart», erklärt Projektleiterin Michaela Domeyer. «Die Eingewöhnungszeit in den Volieren ist sehr wichtig, damit die Jungvögel nach der Auswilderung in ihrer neuen Umgebung zurechtkommen und gute Überlebenschancen haben.» Einige der Tiere sind mit Telemetriesendern ausgestattet worden. So lassen sich ihre Streifzüge nachvollziehen und wissenschaftlich auswerten.

Habichtskauz-Brut macht Hoffnung

Bradtka freut sich über das große Netzwerk, das sich mit den Jahren entwickelte. Ohne die langjährige Partnerschaft mit Zoos und Wildparks in Deutschland, Frankreich und Belgien wäre diese stetige Wiederansiedlung über die Jahre hinweg nicht möglich.

Inzwischen vermehren sich die ausgewilderten Vögel auch, wie ein Monitoring ergab. Das sei ein starkes Signal, dass die Rückkehr gelingt, so Bradtka. «Langfristig soll eine stabile, genetisch vielfältige Population entstehen.»

Der Habichtskauz ist der größte und zugleich einer der seltensten Käuze in Mitteleuropa. Er ist etwa 60 Zentimeter groß, hat eine Spannweite von 125 Zentimetern und kann 20 Jahre alt werden.

Der Habichtskauz war in Deutschland seit rund 100 Jahren ausgestorben. Jagd, Kahlschläge, Nadelholzmonokulturen und der Verlust alter morscher Bäume hatten ihm, dem VLAB nach, seinen Lebensraum geraubt.

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