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Umwelt und Wirtschaft im Wald: Was bedeuten FSC-Zertifikate?

Mainz/Kirchheimbolanden (dpa/lrs) – Ein Baum und darunter die drei großen Buchstaben FSC: An diesen Zertifikaten orientieren sich manche Verbraucherinnen und Verbraucher. Doch was steckt hinter der Abkürzung?

Wofür steht FSC?

Die Abkürzung FSC steht für Forest Stewardship Council. Er wurde 1994 als freiwillige Zertifizierung für nachhaltige Forstwirtschaft gegründet, wie FSC auf seiner Homepage schreibt. «Unser vorrangiges Ziel ist es, eine umweltgerechte, sozialverträgliche und wirtschaftlich tragfähige Bewirtschaftung der Wälder in Deutschland zu fördern.».

«Das Label gibt es weltweit in 89 Ländern», schreibt das rheinland-pfälzische Umweltministerium. Es sei damit das am meisten verbreitete Holz-Zertifikat für Nachhaltigkeit.

«FSC ist im Ursprung ein Zertifizierungssystem für Primärwälder gewesen», erklärt Nikolai Kalinke, Geschäftsführer vom Landesverband Rheinland-Pfalz der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. «Da ging es anfangs im Wesentlichen um tropische Wälder, für die Standards festgelegt wurden.»

Welche FSC-Labels gibt es und was bringen sie?

Es gibt von FSC drei Labels für Produkte, wie es auf der Homepage heißt:

  • FSC 100%: Alle verwendeten Materialien stammen aus FSC-zertifizierten Wäldern.
  • FSC Recycled: Das Produkt besteht zu 100 Prozent aus recyclten Materialien.
  • FSC Mix: Diese Produkte wurden aus einer Mischung von Materialien aus FSC-zertifizierten Wäldern, recyclten Materialien oder FSC-kontrolliertem Holz hergestellt. 

Mit diesen Labels werden etwa Papierprodukte, Möbel, Verpackungen, Bücher oder Ähnliches versehen.

Für FSC-zertifizierte Wälder gelten laut FSC Deutschland weltweit zehn Prinzipien und 70 Kriterien. Darunter sind Prinzipien wie die Einhaltung der Gesetze, das Aufrechterhalten der Rechte indigener Völker oder auch das Vermeiden von Auswirkungen auf die Umwelt. 

Das Umweltministerium teilte mit, FSC setze sich für die Mehrung natürlicher Mischwälder mit möglichst heimischen Baumarten, die Schonung des Waldbodens und für den Schutz seltener Arten und Ökosysteme ein. «Pestizide, Monokulturen und Kahlschläge sind verboten, auch soziale Standards wie der Arbeitsschutz werden kontrolliert.»

Was ist mit anderen Zertifikaten?

Neben dem FSC gibt es auch noch die PEFC-Zertifizierung. PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) wurde laut eigener Aussage als europäisches System gegründet. 

«Die beiden Standards von FSC und PEFC haben sich im Laufe der Jahre, mit jeder neuen Standardversion, sehr aneinander angenähert», teilt das rheinland-pfälzische Umweltministerium mit. «Die Unterschiede sind heute nicht mehr sehr stark ausgeprägt.» Bei einigen Punkten, etwa dem Pestizideinsatz oder bei Biotop- und Totholz habe PEFC etwas weniger strenge Regeln. «Gerade deswegen zertifizieren wir bei Landesforsten vorrangig nach FSC.» 

Für kleinere, private Waldbesitzer sei PEFC aber meist das einzig praktikable Zertifizierungssystem. «Mit einem festen Hektarsatz von 0,18 Euro ist die PEFC-Zertifizierung deutlich günstiger, als es eine einzelbetriebliche FSC Zertifizierung wäre», schreibt das Ministerium.

Ist das alles nicht nur Werbung, um das Holz teurer zu verkaufen?

Mit der Zeit sei das Zertifizierungssystem auch auf europäische und westliche Gebiete übergeschwappt, sagt Kalinke vom Landesverband Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. «Das ist aus meiner Sicht aber auch etwas Marketing.» Mit FSC-Zertifikat verkaufe es sich natürlich besser. «Das kennt man: Wenn irgendwo ein Bio-Label drauf ist, kann man es teurer verkaufen. So ist das auch hier.»

Gerade in Deutschland und Rheinland-Pfalz gebe es bereits ein unglaublich strenges Landes- bzw. Bundeswaldgesetz. «Da ist alles schon relativ gut geregelt», sagt Kalinke. «Allerdings: Bei FSC liegt ein Kontrollsystem dahinter. Der Wald wird in einem gewissen Turnus überprüft, das hat schon einen Effekt.» Der Staat habe natürlich eine Vorbildfunktion, sagt er. «Aber die Waldbaurichtlinien sind mindestens genauso streng wie die Richtlinien des Zertifikats.» 

Kalinke betont: «Der schlechte Zustand des Waldes in Rheinland-Pfalz liegt nicht an der Bewirtschaftung, sondern am menschengemachten Klimawandel. An dem können nur wir alle zusammen was ändern, da hilft ein Zertifikat nichts.» 

Wie viel Wald in Rheinland-Pfalz ist mit FSC zertifiziert?

In Rheinland-Pfalz gibt es laut Umweltministerium rund 853.000 Hektar Waldfläche. Davon seien rund 278.000 Hektar und damit rund 33 Prozent nach FSC zertifiziert. 

Unter der FS-zertifizierten Waldfläche sind laut Ministerium 213.000 Hektar Landeswald, 50.000 Hektar Kommunalwald und 15.000 Hektar Privatwald. Der Landeswald sei zusätzlich PEFC-zertifiziert.

«Wird in zu hohem Maße oder zu oft gegen den Standard verstoßen, kann die Aberkennung des FSC-Zertifikats folgen», teilt das rheinland-pfälzische Umweltministerium mit. «Das Holz kann dann entsprechend nicht weiter höherwertig vermarktet werden.»

Warum ist dem Ministerium die Zertifizierung wichtig?

«Dem Land Rheinland-Pfalz ist es wichtig, ein Maximum an Nachhaltigkeit im Wald zu garantieren – und dies auch extern überprüfen zu lassen», teilt das Umweltministerium auf Anfrage mit. «Dabei bieten wir als erstes und einziges Bundesland maximale Transparenz und legen alles komplett offen.» 

Über eine Homepage seien die Ergebnisse der Überprüfungen öffentlich einsehbar. Der Landesbetrieb Landesforsten führe deutlich mehr Überprüfungen durch als vorgeschrieben, hieß es. Jedes Forstamt werde einmal im Jahr von FSC überprüft.

Was bedeutet das für Verbraucherinnen und Verbraucher?

«Für die Menschen in Rheinland-Pfalz bedeutet dies, dass sie über die Zertifizierungssysteme aktiv Einblick und Einfluss auf die Waldbewirtschaftung nehmen können», schreibt das Umweltministerium. «Darüber hinaus ist eine große zertifizierte Waldfläche im Land Garant dafür, dass Verbraucherinnen und Verbraucher verantwortungsvoll produzierte Waldprodukte „von hier“ erwerben können.»

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