München (dpa/lby) – Die geplante Stromtrasse SuedWestLink soll grüne Energie aus dem Norden nicht nur nach Baden-Württemberg, sondern auch direkt nach Bayern bringen. Die Bundesnetzagentur habe die Planungen zum Stromnetzausbau in Bayern fortgeschrieben und dabei diesen Teil aufgenommen, teilte das bayerische Wirtschaftsministerium am Donnerstagabend mit. Damit könnte Strom aus dem Norden in Zukunft über drei Mega-Leitungen in den Freistaat fließen, bisher waren hierfür die zwei großen Gleichstromtrassen (HGÜ) SuedLink und SuedOstLink geplant. Eine dritte große Stromtrasse für Bayern war seit Längerem im Gespräch.
Energieminister Hubert Aiwanger habe die betroffenen Landräte in Unterfranken am Donnerstag über die neuen Pläne informiert. Bis dato hatte die Bundesnetzagentur einen Planungshorizont bis 2037. «Jetzt wird von der Bundesnetzagentur bis 2045 vorausgeplant, um bis dahin eine klimaneutrale Stromversorgung zu realisieren», sagte der Freie-Wähler-Chef. «Dadurch ändern sich die Planungen für den Stromnetzausbau in Unterfranken.»
Die Leitung, die ursprünglich durch Unterfranken hindurch nach Baden-Württemberg weitergeführt werden sollte, werde nach dem neuen Plan eine Abzweigung in den Freistaat erhalten und sei damit auch für die bayerische Stromversorgung nutzbar. So komme eine zusätzliche Übertragungsleistung von zwei Gigawatt nach Bayern. Das entspreche etwa der Leistung von zwei Atomkraftwerken. Eine Inbetriebnahme könne wahrscheinlich im Laufe der 2030er Jahre erfolgen.
Beim Baustart für Stromtrasse SuedOstLink in Niederbayern im Dezember hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sich für eine dritte Leitung aus ausgesprochen. Die Energieversorgung in Deutschland wackele – und hohe Energiepreise lähmten die Wirtschaft, sagte er damals. Auch Aiwanger, ehemals ein Gegner der Trassen, hatte zuletzt eine dritte Leitung gefordert.
Diese dritte Leitung für Bayern soll nun im unterfränkischen Trennfeld im Landkreis Main-Spessart enden. Dort sei ein Konverter zur Umwandlung des Gleichstroms in Wechselstrom erforderlich, der Flächenbedarf die eine entsprechende Halle liege bei fünf Hektar.
Wo genau die Kabel des SuedWestLink laufen soll, der insgesamt eine Übertragungsleistung von vier Gigawatt hat, ist noch offen. Dies werde in einem Planfeststellungsverfahren ermittelt. Festgelegt sei bisher fünf bis zehn Kilometer breiter Korridor.
Von einer Erdverkabelung sei auszugehen, unterstrich das Wirtschaftsministerium. Betroffen seien die Landkreise Bad Kissingen, Main-Spessart und Würzburg.
Die Verlegung von Erdkabeln dauert nicht nur erheblich länger, sondern ist auch deutlich teurer als der Freileitungsbau. Die Kosten fließen in die bundesweit einheitlichen Übertragungsnetzentgelte ein.
Zusätzlich ist laut Wirtschaftsministerium eine weitere Leitung oberirdisch von Schalkau in Thüringen über den Raum Münnerstadt nach Grafenrheinfeld geplant. Ein Umspannwerk solle bei Münnerstadt entstehen, um die Energie aus der Region weiter transportieren zu können.
Aiwanger bot allen von den Planungen Betroffenen die Unterstützung seines Ministeriums an. Bei anderen Trassenprojekten hatte sich bereits teilweise Widerstand bei den Anwohnern formiert.
CSU und Freie Wähler hatten den Bau neuer großer Stromtrassen einst abgelehnt, vor allem der frühere CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer. «Monstertrassen», so hatten beide Parteien die Trassen verbal lange bekämpft – und sich damit immer wieder scharfe Kritik von Energieexperten eingehandelt.