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Industrie soll nachhaltige Flugzeugtreibstoffe erzeugen

Hamburg (dpa/lno) – Die Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt Anna Christmann (Grüne) hat gesagt, es brauche neue Industrieanlagen zur Produktion nachhaltiger Flugzeugtreibstoffe. Versuchsanlagen reichten nicht aus. Christmann sprach zu Beginn des mehrtägigen Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses in Hamburg, bei dem Wissenschaftler, Industrievertreter und Interessierte zusammenkommen. Hamburg gehört zu den weltweit wichtigsten Standorten der zivilen Luftfahrtindustrie. 

Nachhaltige Flugzeugtreibstoffe, über die die Politikerin sprach, sollen helfen, die CO2-Emissionen des Sektors zu senken. Im Jargon werden die Treibstoffe SAF genannt, was für Sustainable Aviation Fuels steht. Unter SAF fallen mehrere Treibstoffe, die nicht wie Kerosin auf Erdöl basieren. Unterschieden wird zwischen Treibstoffen aus Biomasse wie Speiseöl und sogenannten E-Fuels, die aus Kohlendioxid und Wasserstoff hergestellt werden. 

Der Anlauf der Produktion von wasserstoffbasierten Treibstoffen werde vergleichsweise herausfordernd, sagte Christmann. Die Politikerin erwähnte, dass das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, ein staatliches Forschungszentrum, in Leuna (Sachsen-Anhalt) eine Anlage zur Erforschung und Entwicklung von E-Fuels plane. Wo und wann die erste Großindustrieanlage stehen werde, könne sie nicht verkünden, sagte Christmann. «Aber ich kann ihnen sagen, dass wir genau das gerade versuchen, auch politisch zu flankieren.»

Luftverkehr schadet dem Klima

Die Klimawirkung des Luftverkehrs ist beachtlich. Die internationale Luftfahrt hat Schätzungen zufolge einen Anteil von rund 3,5 bis fünf Prozent an der menschengemachten Erwärmung, wie es in einem Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag von April heißt. In Europa verursache der Luftverkehr rund vier Prozent der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen.

In Hamburg war ursprünglich geplant, dass ein Konsortium SAF im Hamburger Industriegebiet Billbrook und Rothenburgsort produziert. Von 2026 an sollten jährlich mindestens 10.000 Tonnen SAF erzeugt werden. Wie eine Kleine Anfrage der Hamburger Linksfraktion im Sommer ergab, wurde das Vorhaben aufgegeben. 

Rund 1.000 Teilnehmer, Hunderte Vorträge

Veranstaltet wird der Kongress in Hamburg von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR). Die DGLR ist ein Verein mit Sitz in Bonn. Zu dem Kongress erwartet der Veranstalter bis Mittwoch rund 1.000 Teilnehmer. Während des Kongresses sind Hunderte Vorträge geplant. Unter anderem soll über Brennstoffzellen-Antriebssysteme in der kommerziellen Luftfahrt gesprochen werden und darüber, wie nachhaltige Flugzeugkabinen möglich werden. 

DGLR-Präsident Roland Gerhards lobte zu Beginn der Veranstaltung in einem Hörsaal der Universität Hamburg die Entwicklung neuer Luftfahrttechnik hierzulande. Deutschland liege bei der sogenannten Advanced Air Mobility – einem Markt, der etwa Lufttaxis und Frachtdrohnen umfasst – weit vorn. Der Vereinspräsident verwies auf Firmen wie Volocopter, Lilium und H2Fly. Gerhards sagte, ihn treibe die Frage um, ob in Deutschland an den Sektor geglaubt werde. 

Tschentscher: Luftfahrt ist Zukunftsbranche

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erschien nicht persönlich zur Kongresseröffnung. In einer Videobotschaft, die in dem Hörsaal abgespielt wurde, nannte Tschentscher die Luftfahrt eine Zukunftsbranche. «Denn in einer modernen Welt brauchen wir das Reisen der Menschen und den Transport von Waren zu Wasser, zu Lande – und in der Luft», sagte er. 

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