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Washington (dpa) – Der scheidende US-Präsident Joe Biden setzt kurz vor dem Machtwechsel in Washington mit dem Besuch des brasilianischen Amazonasgebiets ein Zeichen für den Kampf gegen die Klimakrise. Der Zwischenstopp vor Beginn des Gipfels der Staats- und Regierungschefs führender Wirtschaftsmächte (G20) in Rio de Janeiro ist historisch. Biden ist der erste amtierende US-Präsident, der Manaus am Ufer des Rio Negro im Nordwesten Brasiliens besucht. Er überflog das Gebiet an Bord eines Helikopters. Die symbolträchtige Reise wird überschattet vom Einzug Donald Trumps in das Weiße Haus im Januar. Der designierte US-Präsident will verstärkt Öl fördern und hatte sich in seiner ersten Amtszeit vom Pariser Klimaabkommen abgewendet.

«Einige mögen versuchen, die Revolution sauberer Energie, die in Amerika im Gange ist, zu leugnen oder zu verzögern. Aber niemand, niemand kann sie umkehren, niemand», sagte Biden nun in Manaus. Er werde seinem Nachfolger und seinem Land ein starkes Fundament hinterlassen, auf dem man aufbauen können, sagte der Demokrat. «Der Kampf für den Schutz unseres Planeten ist buchstäblich ein Kampf für die Menschheit, für kommende Generationen – vielleicht die einzige existenzielle Bedrohung, die für alle unsere Nationen und die gesamte Menschheit besteht.»

Amazonas ist «grüne Lunge» der Erde

Im Amazonasgebiet befindet sich der größte tropische Regenwald der Welt. Durch Abholzung und Brandrodung sind bereits große Teile des einzigartigen Biosystems vernichtet worden. Weil der Regenwald im Amazonasgebiet immense Mengen des Klimagases CO2 binden kann, hat er auch für das Weltklima große Bedeutung. Doch Abholzung und andere Waldschädigungen bedrohen diese Rolle, die der Amazonas-Regenwald als «grüne Lunge» der Erde für das Weltklima spielt. 

Nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF wurden in Brasilien bereits rund 20 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes zerstört. Wissenschaftler rechnen nach Angaben der Umweltschutzorganisation damit, dass bei einer zerstörten Fläche von 25 Prozent vernichteten Waldes ein Kipppunkt erreicht wird. Der Amazonas würde sich dann zu großen Teilen in eine Steppe verwandeln. Zuletzt war die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet aber auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren gefallen. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte bei seinem Amtsantritt Anfang 2023 angekündigt, den Umwelt- und Klimaschutz stärken zu wollen. 

Bidens ehrgeizige Klimaziele

Die US-Regierung hat nach der Rückkehr Lulas an die Macht im vergangenen Jahr finanzielle Hilfe für einen Fonds zum Schutz des Regenwaldes im Amazonasgebiet zugesagt. Im Zuge von Bidens Besuch des Amazonasgebiets hat die US-Regierung weitere 50 Millionen US-Dollar (rund 47 Millionen Euro) für den Amazonas-Fonds angekündigt. Damit wächst die US-Unterstützung für den Fonds den Angaben nach auf 100 Millionen US-Dollar. Biden will außerdem den 17. November zum Internationalen Tag des Naturschutzes erklären. Die USA haben dem Weißen Haus zufolge die internationale Klimafinanzierung auf über 11 Milliarden US-Dollar pro Jahr erhöht. Damit würden die USA zum weltweit größten bilateralen Geber in diesem Bereich, hieß es.

Biden hat nach seinem Amtsantritt 2021 ehrgeizige Klimaziele verkündet. So wollen die USA bis 2035 Strom ohne CO2-Emissionen erzeugen und spätestens 2050 ihre CO2-Emissionen auf netto null drücken. Zudem soll der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase im Vergleich zu 2005 bis 2030 halbiert werden. Die USA stiegen unter Biden außerdem wieder ins Pariser Klimaschutzabkommen ein, aus dem sie unter Trump ausgestiegen waren. Biden nennt die Klimakrise immer wieder eine existenzielle Bedrohung. 

Trump setzt auf komplett andere Politik

Mit Bidens Auszug aus dem Weißen Haus dürften viele Errungenschaften Bidens wieder zunichtegemacht werden. Es wird befürchtet, dass die USA unter Trump erneut aus dem Pariser Abkommen austreten könnten. «Es war eine Abzocke der Vereinigten Staaten, und ich habe sie beendet, weil ich dieses Geld nicht verschwenden wollte», sagte Trump im Wahlkampf. Trump hat zudem bereits angekündigt, den Chef des US-Öldienstleisters Liberty Energy, Chris Wright, zu seinem Energieminister machen zu wollen. Wright spricht sich für die Förderung fossiler Energien aus und hat sich in der Vergangenheit kritisch zur weltweiten Klimabewegung geäußert.

Bidens historischer Besuch kurz vor Ende seiner Amtszeit dürfte mit Blick auf den anstehenden Machtwechsel in Washington eher symbolischer Natur sein. Weitreichende Ankündigungen und Zusagen für die Zukunft kann der Demokrat nicht mehr machen. Beim nächsten Stopp – dem G20-Gipfel in Rio – bietet sich für den Demokraten wohl die letzte Gelegenheit, gleich mehrere internationale Partner zu treffen – und so an seinem Vermächtnis zu arbeiten.

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