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Frankfurt/Wiesbaden (dpa/lhe) – Nach Einschätzung der hessischen Landesregierung wird eine umfassendere Nutzung der Erdwärme in Frankfurt mittelfristig möglich sein. «Zunächst müssen dazu aber noch weitere Grundlagen ermittelt werden», hieß es in einer Antwort des Energieministeriums auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion. Hierfür seien weitere geologische Untersuchungen nötig. Aus Erdwärme oder Geothermie kann insbesondere Wärme aber auch Strom gewonnen werden, sie gilt damit als wichtige Alternative zu fossilen Energiequellen. 

Experten unterscheiden zwischen einer oberflächennahe Geothermie mit einer maximalen Tiefe von 400 Meter, die laut Ministerium nahezu überall in Hessen nutzbar gemacht werden kann. Besonders spannend ist jedoch die Tiefengeothermie (ab 400 Metern), wobei der Tiefenbereich zwischen 400 und 1.000 Meter als mitteltiefe Geothermie bezeichnet wird.

Rekordtiefe bei Bohrungen in Frankfurt 

In Hessens größter Stadt gibt es bereits mehrere Anlagen mit Erdwärmesonden zur Nutzung von oberflächennaher Geothermie. So soll etwa im Neubaugebiet Hilgenfeld, das im Norden Frankfurts entsteht, auch auf Erdwärme gesetzt werden. Aber, so heißt es bei der Stadt: «Derzeit gibt es in Frankfurt noch keine mitteltiefen Geothermie-Projekte.» Das könne sich aber Dank der Erkenntnisse aus Forschungsbohrungen ändern.

Unter Leitung des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) fanden im Jahr 2023 Forschungsbohrungen auf dem Gelände des ehemaligen Rebstockparks statt. Der wissenschaftliche Bericht dazu soll Mitte 2025 erscheinen. 

Ein Bohrer konnte damals 1.060 Meter in den Frankfurter Untergrund eindringen – was nach Angaben des Landes die mit Abstand tiefste Bohrung ist, die es auf dem Stadtgebiet je gegeben hat. Dabei wurde eine Wassertemperatur von 61 Grad gemessen. «Das Vorhandensein einer geothermischen Wärmeanomalie konnte bestätigt werden», hieß es.

Laut dem HLNUG bietet die Erdwärme viele Vorteile: Sie steht jederzeit und überall zur Verfügung, unabhängig von Klima und Jahreszeit, erklärten die Experten: Und: «Erdwärme ist äußerst zuverlässig, Erdwärme ist nach menschlichem Ermessen unerschöpflich.»

Oberrheingraben als Vorzugsregion

In Hessen gilt der Oberrheingraben als potenzielles Gebiet für die wirtschaftliche Nutzung der tiefen und mitteltiefen Geothermie. Aufbauend auf die Erkenntnisse der Bohrung in Frankfurt könnten sowohl eine großflächige geophysikalische Untersuchung des hessischen Teils des Oberrheingrabens, des Rhein-Main-Gebiets und angrenzender Gebiete als auch kleinräumige seismische Untersuchungen sinnvoll sein, so das Ministerium. «Auf Grundlage dieser Untersuchungen könnten Gebiete zur Planung von leistungsfähigen Geothermieanlagen identifiziert werden.»