Bremerhaven (dpa/lni) – Meeresbiologin Antje Boetius (57) hofft darauf, dass die neue Bundesregierung den Klimaschutz nicht aus dem Blick verliert. «Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, wie wenig Klimaschutz ein Wahlkampfthema war, dabei geht es doch um unser aller Zukunft», sagte die scheidende Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven dem «Weser-Kurier» (Samstagsausgabe). Klar sei laut Umfragen, dass Bürgerinnen und Bürger neben dem Klima noch andere akute Sorgen hätten – dennoch wollten sie eine politische Handlung für Erde, Natur und Klima.
Die Wissenschaftlerin sagte dem Blatt weiter, solange Deutschland den europäischen «Green Deal» – ein Maßnahmenpaket der EU-Kommission für einen drastischen Rückgang der Treibhausgasemissionen – weiter unterstütze und sich an Vorgaben halte, komme man beim Klimaschutz voran.
Boetius: CO2-Preis und Klimageld für fairen Klimaschutz
«Wir haben aber wesentliche Elemente noch nicht umgesetzt, etwa das Klimageld. Dabei ist es so wichtig, dass es fairer zugeht: Diejenigen, die schon wenig CO2 emittieren, sollen nicht anteilig mehr für Umweltschäden zahlen müssen als diejenigen, die Hauptverursacher sind», sagte die Wissenschaftlerin. Sie hoffe, dass die neue Koalition die Kombination aus CO2-Preis und Klimageld weiter verfolge.
Unions-Kanzlerkandidat und Wahlsieger Friedrich Merz hatte sich im Wahlkampf ausdrücklich zum Klimaschutz bekannt, aber auch eine andere Politik mit weniger Regulierung in Aussicht gestellt. Die CO2-Bepreisung, die Heizen und Tanken teurer macht, will die Union erhalten – allerdings sollen Anstiege schrittweise erfolgen. Ein Klimageld könnte die steigende CO2-Bepreisung beispielsweise auf Treibstoff und Heizwärme ausgleichen.
Boetius ist seit Ende 2017 Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts/Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung (AWI). Ihr Forschungsinteresse gilt insbesondere der Tiefsee. Von Mai an wird sie Präsidentin des renommierten Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) in Kalifornien.