Offenbach (dpa/lhe) – Elektroschrott, Hausmüll, Altkleider: In Offenbachs Straßen türmen sich illegale Müllberge. Sie blockieren Gehwege und belasten die Stadtkasse. Die Kommune reagiert nun mit einer neuen Sperrmüllkampagne: Absperrbänder und Aufkleber mit dem Warnhinweis «Wir ermitteln» sowie Plakate, die auf kostenlose Abholtermine hinweisen und hohe Bußgelder androhen, sollen Abfallsünder abschrecken.
Es ist nicht die erste Maßnahme: «Wir waren eine der ersten Städte, die Müllermittler eingesetzt haben», sagt der Projektverantwortliche Christian Broos. Allein im vergangenen Jahr ermittelten die drei Mitarbeitenden des Ordnungsamts in 1.053 Fällen und verhängten Bußgelder in Höhe von mehr als 70.000 Euro. Zusätzlich durchforsten Quartiersrundgänger das Stadtgebiet und machen Meldung über wilde Deponien. Die jüngste Maßnahme ist eine «48-Stunden-Dreck-Weg-Garantie», die sich die Stadt selbst auferlegt hat.
Mangelnde Aufklärung über legale Wege
Dabei setzt Offenbach auch auf die Mithilfe der Bürger: Über einen Mängelmelder kann illegaler Müll per App gemeldet werden. Allein im vergangenen Jahr seien auf diesem Weg fast 16.000 Hinweise erfasst worden.
Nicht alle Müllsünder würden mit böser Absicht handeln, vermutet Broos. Viele wüssten nicht um die kostenlosen Entsorgungsmöglichkeiten, die die Stadt ihren Bürgern mit dem Wertstoffhof sowie der Möglichkeit zu zwei kostenlosen Abholungen jährlich bietet. «Ich glaube aber auch, dass das Regelbewusstsein etwas flöten geht. Das beobachten wir auch im Verkehrsraum», ergänzt Stadtrat Paul-Gerhard Weiß (FDP).
«Tendenz steigend» auch in Frankfurt
Auch in der Nachbarstadt Frankfurt wird illegal abgelegter Müll zunehmend zum Problem: Rund 7.000 Mal musste der Frankfurter Entsorgungsbetrieb (FES) im vergangenen Jahr ausrücken, um wilde Deponien mit Sperrmüll, Hausabfällen und gefährlichen Stoffen wie Autobatterien oder Farben zu beseitigen – Tendenz steigend.
Zuletzt hätten sich Meldungen über Unmengen an Müllsäcken und Sperrmüll in einer Kleingartenanlage gehäuft, wo der Boden mittlerweile teilweise unbrauchbar sei. Die großen Müllberge setzen die Hemmschwelle für Nachahmungstäter herab, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Die Stadt appelliert daher an die Bürger, Funde illegaler Deponien über das Online-Meldesystem «Frankfurt fragt mich» oder direkt beim Ordnungsamt zu melden.
Fünfstellige Kosten in Marburg
In Marburg laufen Hinweise auf illegale Deponien entweder über einen Mängelmelder oder über den direkten Kontakt mit dem Fachdienst für Gefahrenabwehr und Gewebe ein. Im vergangenen Jahr wurden 562 illegale Müllablagerungen im öffentlichen Bereich bearbeitet, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte.
Für die Beseitigung der Müllberge fielen im Durchschnitt jährliche Kosten in Höhe von rund 38.000 Euro an. «Leider kann in den meisten Fällen der Verursacher nicht ermittelt werden», sagte die Sprecherin. Falls doch, muss der Entsorger den Müll beseitigen und ein Bußgeld von bis zu 1.000 Euro bezahlen. Bei besonders schwerwiegenden Fällen wie etwa bei der illegalen Entsorgung von asbesthaltigen Dingen drohe außerdem eine Strafanzeige.
Umweltranger mit E-Bikes in Fulda
In Fulda können Bürger illegale Müllablagerungen telefonisch, per Mail oder über die Mängelmelder-App melden. Außerdem sind drei Umweltranger mit E-Bikes unterwegs. Sie dokumentieren illegale Ablagerungen und versuchen, Verursacher zu ermitteln.
Dass illegaler Müll gemeldet wird, sei fast täglich der Fall. Wer erwischt werde, müsse mit Bußgeldern von bis zu vierstelligen Beträgen rechnen. Anderenfalls gehen die Kosten für die Entsorgung zulasten der Stadt. Obwohl die legale Sperrmüllabholung auch in Fulda zweimal jährlich kostenlos ist, würden besonders an abgelegenen Orten häufig illegaler Müll wie Elektrogeräte, Reifen oder Bauschutt abgeladen.
«Müllappfuhr» in Kassel
In Kassel können Bürger illegale Müllablagerungen unkompliziert über die App «Müllappfuhr», telefonisch oder per Mail melden. Ein «Müllbuster-Team» der Stadtreiniger beseitigt laut Stadtverwaltung jährlich rund 1.200 Tonnen illegal entsorgten Abfall – darunter vor allem Sperrmüll, Elektroschrott und Altkleider, die häufig an Wertstoffcontainern oder auf Grünflächen abgeladen werden.
Die Zahl der gemeldeten Fälle sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen: von etwa 5.000 im Jahr 2020 auf über 9.300 im Jahr 2024. Allein für das vergangene Jahr seien für die Beseitigung Kosten in Höhe von 320.000 Euro angefallen. Wer beim illegalen Ablagern von Müll erwischt wird, riskiert dort Bußgelder von bis zu 5.000 Euro. Für Bürger besteht die Möglichkeit, Abfälle kostenfrei an den Recyclinghöfen der Stadt zu entsorgen; die Abholung von Sperrmüll ist gegen eine Gebühr von 35 Euro möglich.
Unterschiede bei Stadtteilen in Wiesbaden
In Wiesbaden kümmert sich das Umweltamt um die schnelle Beseitigung illegaler Deponien – jährlich gehen dort laut Stadt gut 1.000 Meldungen ein. Besonders betroffen seien dicht bewohnte Stadtteile, während die Vororte weitgehend verschont blieben.
Auch in der Landeshauptstadt wird die Bevölkerung dazu aufgerufen, bei der Verfolgung der Müllsünder mitzuwirken. Illegale Ablagerungen können über die App «Sauberes Wiesbaden», die «Sauberkeits-Hotline» oder per Mail gemeldet werden. Aber nur bei weniger als zehn Prozent der Meldungen gelinge es, die Verursacher zu ermitteln und Bußgelder zu verhängen. Allein beim Umweltamt belaufen sich die Kosten für die Entsorgung wilder Deponien auf rund 25.000 Euro pro Jahr.