Cottbus (dpa/bb) – Nachwuchs in der Neuen Branitzer Baumuniversität: Im neuen Arboretum gedeihen momentan 3.000 junge Bäume und Sträucher von 400 besonders klimaresistenten Arten. «Da wächst jetzt die Zukunft», sagt Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum in Branitz.
Die neue Baumuniversität ist eigenen Angaben zufolge Deutschlands größtes Modellprojekt zum Erhalt historischer Gärten und Parks im Klimawandel. Dort sollen widerstandsfähige Bäume und Sträucher erforscht und kultiviert werden.
Statt der Stieleichen, wie sie bisher in der Branitzer Parklandschaft wachsen, werden unter anderem Libanon-Eichen gezogen, die den sich ändernden klimatischen Bedingungen besser standhalten sollen. Auch spezielle Buchenarten wurden gepflanzt.
Trockenheit begünstigt Schädlingsbefall
«Der Klimawandel ist da», so Körner. Lange Trockenperioden, Hitze, Stürme, zu milde Winter und in der Folge Schädlingsbefall setzen vielen alten, oft ohnehin geschwächten Gehölzen zu. «Schädlinge gab es immer, aber wenn ein Baum geschwächt ist, dann haben zum Beispiel Eichenprachtkäfer einen unglaublich tollen Nährboden, sind unglaublich stark in der Ausbreitung und fressen de facto ganze Baumgruppen kahl», erklärt er.
2021 sei der Befall so stark gewesen, dass 500 Eichen gefällt werden mussten, um die Ausbreitung auf andere Bäume zu verhindern. Laut Körner profitieren allerdings auch manche der alten Gehölze vom aktuellen Klima, etwa Sommerlinden. «Die sind momentan so glücklich wie noch nie», sagt Körner.
Die Gartendenkmalpfleger verwalten damit auch das Erbe des Fürsten Pückler. 1846 errichtete der auch als Gartenkünstler berühmte Adlige in seinem Park eine Baumuniversität. Junge Pflanzen wurden in der Schlossgärtnerei aufgezogen und als «Erwachsene» umgesiedelt. 165 Jahre später wurde die parkeigene Baumschule am originalen Standort in der Schlossgärtnerei wieder errichtet. Zunächst ging es um die Nachzucht und Bewahrung wertvoller Baum- und Strauchsorten. Seit 2020 gewinnt die Klimaanpassung des Gehölzbestands immer mehr an Bedeutung.
Für die neue Baumuniversität gab der Bund fünfeinhalb Millionen Euro. Im vergangenen Jahr wurde ein Großteil der 80 maroden Gewächshäuser einer ehemaligen Gemüsegärtnerei abgerissen, um Platz zu schaffen. Sechs Gewächshäuser werden ab diesem Jahr umgebaut und saniert, um sie für die Anzucht, Labore und Forschung zu nutzen. Ende 2028 ist die Fertigstellung der Gesamtanlage geplant.
Der Park mit mehr als 30.000 Bäumen versorgt sich inzwischen autark mit Nachwuchs. Etwa 200 neue Bäume werden laut Körner pro Jahr gepflanzt.
«Nur die Harten kommen in den Garten»
«Alles, was wir in Branitz pflanzen, haben wir auch vorher gesät und hochkommen lassen. Damit kann man sagen: Bei uns kommen nur die Harten in den Garten», so Körner. Das sei deutlich erfolgreicher, als Bäume aus Gärtnereien zu kaufen, etwa aus Holland. Denn dort würden die Bäume unter idealen Voraussetzungen gezüchtet. In Brandenburg seien die Verhältnisse deutlich schwieriger. Die Anwuchsquote gekaufter Gehölze lag laut Körner bei weniger als 50 Prozent. «Das war frustrierend für die Gärtner. Jetzt haben wir eine Anwuchsquote von 90 Prozent.»
Die Erfahrungen der Baumuniversität sollten auch anderen historischen Gärten und Parks in Deutschland zugutekommen. Außerdem arbeite die Baumuniversität mit verschiedenen Forschungseinrichtungen wie etwa der Berliner Humboldt-Universität sowie Parks in anderen Ländern zusammen.