Hamburg (dpa/lno) – Tausende Kilometer mit feuchten Gräben und viele vorbereitete Storchennester: Dank der guten Bedingungen für Störche brüten in der Hansestadt immer mehr Weißstorchen-Paare. Die neue Saison ist bereits mit einem Rekord gestartet, sagte Jürgen Pelch, Storchenbetreuer für den Naturschutzbund Nabu Hamburg, der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wir haben jetzt 57 Paare, die brüten. Das wäre toll, wenn die auch alle einen Bruterfolg haben.» Im vergangenen Jahr hatten 55 Paare gebrütet, 43 von ihnen hatten schließlich 113 Jungtiere großgezogen.
Erster Nachwuchs geschlüpft – in einem Nest sogar fünf Tiere
Bei einigen der Störche ist der Nachwuchs bereits geschlüpft, andere sind gar noch auf der Suche nach einem passenden Nest. «Das Paar, das schon Anfang Februar als erstes zurückgekommen war, hat bereits seit Freitag Nachwuchs», sagte der sogenannte Storchenvater weiter.
In einem Nest habe ein Storchenpaar sogar fünf Junge bekommen. «Ich hoffe, dass sie nicht so viele Jungstörche herausschmeißen.» Üblicherweise werfen Eltern die schwächeren Tiere aus dem Nest, wenn sie zu viel Nachwuchs haben. «Fünf Jungtiere hat in den vergangenen 49 Jahren noch kein Brutpaar durchgebracht.»
Pelch betreut die Hamburger Tiere seit fast fünf Jahrzehnten. Die meisten leben in den Vier- und Marschlanden. Hamburg gilt deutschlandweit als Storchenhauptstadt, in keiner anderen Großstadt leben so viele von ihnen. Auf der anderen Elbseite, in Niedersachsen im Landkreis Harburg leben Pelch zufolge ebenfalls mehr als 100 Tiere.
Ein Paar hat in Neuengamme auf einem Strommast gebaut
Kämpfe um Nester gibt es zwar, aber nötig wären sie nicht. Der Nabu, Pelch und weitere Tierschützer haben im Süden Hamburgs ausreichend Nester an geeigneten Orten aufgebaut. Insgesamt gebe es etwa 60 Storchenmasten.
Trotzdem habe ein Paar in Hamburg-Neuengamme tatsächlich ganz klassisch ein Nest auf einem Strommast gebaut. «Die haben das jetzt fertig und brüten auch seit zwei Tagen. Wir hoffen, dass es keinen Kurzschluss gibt und das Nest abbrennt. Aber in Spanien und Portugal sind Storchennester auf Stromleitungen ja auch gang und gäbe.»
Sender am Storch und Webcam ins Nest
Wer einen Teil der Hamburger Störche auf ihren Wegen durch Hamburg und Niedersachsen verfolgen will, kann das bei zehn Tieren tun. Denn die sind mit einem kleinen GPS-Sender ausgestattet. Die Tiere wurden 2019 und 2024 von Jürgen Pelch und weiteren Helfern besendert. Ihr Standort im Internet abrufbar. Zudem gibt es an einem Storchennest in Hamburg-Curslack eine Live-Webcam des Nabu.
Wenn es weiter so gut laufe, könne es 2025 wieder einen Brutrekord geben. «Bis jetzt habe ich ein sehr gutes Gefühl. Das Wetter passt und auch sonst sind die Bedingungen in Hamburg gerade optimal.» So seien die rund 5.000 Kilometer Gräben rund um die Wiesen und Felder schön nass und es gebe genügend Nahrung für die Störche. Zudem sei es derzeit angenehm trocken und warm. Im vergangenen Jahr mussten die frisch geschlüpften Störche lange mit nasskaltem Wetter klarkommen. Einige überlebten diese widrigen Bedingungen nicht.