Dresden (dpa/sn) – Sachsen fordert vom Bund und den anderen Bundesländern Solidarität bei der Bekämpfung von Tierseuchen. «Das kann nicht nur Sache eines Landes sein. Wir sehen bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP), dass nun auch Hessen und Nordrhein-Westfalen betroffen sind», sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Sachsen habe für die Bekämpfung ASP rund 50 Millionen Euro ausgegeben und sei mit den Kosten alleine gelassen worden – obwohl die Schutzmaßnahmen die Gefahr einer Ausbreitung auch für andere Länder minimiert hätten.
Tierseuchen kennen keine Grenzen
Auch Sachsens Agrar- und Umweltminister Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU) bemängelt, dass sich andere Länder und der Bund bei der ASP einen «schlanken Fuß» gemacht hätten. Dabei sei klar, dass die Tierseuchenbekämpfung nicht nur für eine Region, einen Landkreis und ein Bundesland betrachtet werden könne. «Es ist schade, dass wir nicht mehr Solidarität erfahren haben.» Allerdings sei die Sensibilität für das Thema gewachsen. Es sei jetzt bei Behörden und in der Bevölkerung präsent.
Sachsen ist für Maul- und Klauenseuche gerüstet
Angesichts aktueller Risiken für einen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland sehen Köpping und von Breitenbuch Sachsen gut gerüstet. Allerdings gelte es Vorsorge zu treffen. Köpping macht geltend, dass es im Freistaat auch viele Tierhalter mit einem kleinen Bestand gibt. Sie hätten nicht unbedingt viel Erfahrung mit der Bekämpfung von Seuchen.
«Bei der Afrikanischen Schweinepest haben wir viel lernen müssen – auch wie Prävention funktioniert», betonte die Ministerin. Früher bei der Vogelgrippe sei man noch anders an das Problem herangegangen, habe de facto das ganze Land abgegrenzt. «Mittlerweile machen wir das punktuell und regional.» Sachsen war nach Brandenburg 2020 das zweite Bundesland, in dem die ASP ausbrach. Ein Übergreifen auf Hausschweine konnte verhindert werden.
Ministerin sieht keinen Grund zur Panik
«Wir sind froh, dass es bislang noch keinen weiteren Fall der Maul- und Klauenseuche in Deutschland gab. Aber wir sind auch vorbereitet. Panik und Aufregung sind nicht nötig. Die Landesuntersuchungsanstalt, Veterinärämter, Verbände und die Tierärztekammer – alle sind im Fall eines Ausbruchs der Seuche handlungsfähig.» Die EU verpflichte dazu, Notfallpläne zu erstellen. Sachsen habe eine Taskforce Tierseuche im Sozialministerium eingerichtet.
Laut Köpping müssen die Betriebe ihre Biosicherungsmaßnahmen überprüfen und konsequent einhalten. Es gelte die Bestände durch hohe Standards zu schützen. Neben einem Aufklärungsfilm, der auf der Website des Ministeriums zu sehen ist, habe man an 18.000 Betriebe laminierte Handlungsanweisungen in mehreren Sprachen verschickt. Diese seien wetterfest und könnten an der Stalltür angebracht werden. «Mein Fazit: Wir sind in der Lage, die Tierseuche zu bekämpfen. Wir tun alles, damit sie gar nicht erst kommt», ergänzte die Gesundheitsministerin.
Handlungsleitfaden zur Maul- und Klauenseuche in Arbeit
Ferner wurden beim Treffen von Vertretern beider Ministerien sowie von Veterinärbehörden, Verbänden und der Ernährungsbranche die Eckpunkte für einen sächsischen Handlungsleitfaden zur MKS abgesteckt. In drei Arbeitsgruppen, die sich etwa mit der Tierkörperbeseitigung und dem Umgang mit Milch aus etwaigen Sperrzonen befassen, werden nötige Maßnahmen für den Fall eines Ausbruchs abgestimmt. Der Handlungsleitfaden soll in den nächsten Monaten entstehen.
Menschen können sich nicht anstecken
Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Paarhufern. Menschen können sich nicht anstecken. Für Tiere ist sie sehr schmerzhaft und endet oft tödlich. Die Seuche kann sich schnell ausbreiten. Ganze Bestände mit nur einem kranken Tier müssen gekeult werden. Betroffene Betriebe müssen abgeschirmt werden. Eine regelmäßige Reinigung von Ställen, Gerätschaften und Fahrzeugen ist erforderlich.