Stuttgart (dpa/lsw) – Um dem bedrohten Luchs-Bestand auf die Sprünge zu helfen, gibt es in Baden-Württemberg ein spezielles Auswilderungsprojekt. Zwei der drei Exemplare aus diesem Programm sowie ein weiteres eingewandertes Tier scheinen sich in ihrer neuen Heimat so wohlzufühlen, dass sie auch geblieben sind.
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums haben die drei im Laufe des vergangenen Monats ihren Status von «umherstreifend» auf «sesshaft» geändert, weil sie jeweils länger als sechs Monate Spuren hinterlassen haben. Neben dem Luchskuder – also dem Männchen – Reinhold und der Luchskatze Verena im Nordschwarzwald streift im Süd- und Mittleren Schwarzwald der Kuder B3011 als neuer Stammgast umher. Sesshaft oder auch territorial sind bereits die Kuder Toni (seit 2020 im Nordschwarzwald) und Wilhelm (seit 2015 im Südschwarzwald). Zwei weitere Tiere gelten noch als umherstreifend.
«Sobald die Tiere sesshaft sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie über längere Zeit bleiben oder sich sogar dauerhaft bei uns niederlassen», teilte das Ministerium mit. Ziel ist es nach Angaben von Ressortminister Peter Hauk (CDU) zudem, gemeinsam mit den Luchsen im Pfälzer Wald, den Vogesen und dem Jura-Gebirge eine Population zu bilden. Damit solle der Inzucht in diesen Beständen entgegengewirkt werden.
Weibchen breiten sich zurückhaltender als Kuder aus
Ein Problem bleibt: Die Luchskatzen breiten sich deutlich zurückhaltender aus als die Kuder. Sechs der sieben im Südwesten lebenden Luchse sind männlich.
Mit nur einer Luchskatze im Land sei eine natürliche Entwicklung aber kaum möglich, sagt die Artenschutzreferentin des Naturschutzbunds (Nabu) Deutschland, Alexandra Ickes. Wichtig sei daher, weitere Weibchen gezielt auszuwildern und auch Wildtierkorridore auszubauen. «Noch immer sind Straßen tödliche Barrieren. Wir brauchen mehr Wildtierbrücken, damit sich der Luchs ausbreiten kann.»
Als größte wildlebende Katzenart Europas war der Luchs vor mehr als 200 Jahren in Europa weit verbreitet. Sein Schicksal: Als Räuber von Wild- und gelegentlich auch Nutztieren wurde er gezielt verfolgt. Zudem trug der Verlust von Lebensräumen dazu bei, dass die Tiere aus den Wäldern verschwanden.