Halle (dpa/sa) – Mit der durch Zecken übertragenen Lyme-Borreliose infizieren sich in Sachsen-Anhalt inzwischen deutlich mehr Menschen als noch vor einigen Jahren. Seit Jahresbeginn wurden dem Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) bis zum 25. Juni 429 Fälle gemeldet. In den Jahren 2015 bis 2019 lag die Zahl im gleichen Zeitraum im Schnitt nur bei etwa 111 Fällen, wie die Behörde auf Anfrage mitteilte.
Ein möglicher Grund für den Anstieg ist die Klimakrise. «Ein Anstieg der Fallzahlen ist zu beobachten und kann verschiedene Ursachen haben», sagte ein LAV-Sprecher. Dazu zählen eine gestiegene Sensibilität für die Erkrankung, verbesserte Diagnostik – aber auch veränderte klimatische Bedingungen. Milde, feuchte Winter und Sommer verlängern den Angaben zufolge die Aktivitätsphasen der Zecken, die dadurch das ganze Jahr über Krankheitserreger übertragen können.
Klimakrise verändert Risikozonen
Zecken werden laut LAV spätestens bei zweistelligen Temperaturen aktiv. Steigt zudem die Niederschlagsmenge, nimmt ihre Aktivität deutlich zu. Die Zeckensaison beginnt meist im März, kann in milden Wintern aber schon im Februar starten oder ganzjährig andauern. Kälte und Trockenheit können die Aktivität allerdings kurzfristig bremsen.
Besonders betroffen sind bislang der Salzlandkreis (94 Fälle) und der Landkreis Börde (86). Die höchsten Inzidenzen verzeichnen die Kreise Börde, Salzlandkreis und Jerichower Land. Bei rund jedem sechsten Fall wurde ein wahrscheinlicher Infektionsort angegeben – am häufigsten Magdeburg (26 Fälle), gefolgt vom Jerichower Land (19), Mansfeld-Südharz und Stendal (je 8).
Schutz vor dem Stich: Was wirklich hilft
Zur Vorbeugung rät das LAV zu heller, körperbedeckender Kleidung, festem Schuhwerk, Zeckenschutzmitteln und einem gründlichen Absuchen des Körpers nach Naturaufenthalten. Wird eine Zecke entdeckt, sollte sie möglichst vollständig und ohne Drehen entfernt werden – auf Öl oder Klebstoff sollte verzichtet werden, da dies die Abgabe von Krankheitserregern fördern kann. Anschließend sei eine Desinfektion der Einstichstelle ratsam.
Nicht jeder Zeckenstich führt zu einer Infektion. Ein typisches Frühzeichen ist die sogenannte Wanderröte – ein ringförmiger, sich ausbreitender Hautausschlag. Wer diese bemerkt, sollte ärztliche Hilfe suchen. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika führt laut LAV meist zu einer raschen und vollständigen Genesung. Der Erreger kann sich aber bei einer im Frühstadium nicht behandelten Infektion auf andere Gewebe und Organe ausbreiten und irreparable Langzeitschäden verursachen. Spätformen können Monate oder sogar Jahre nach dem Zeckenstich auftreten.