Düsseldorf (dpa/lnw) – Mit zusätzlichen Wildniswäldern will die nordrhein-westfälische Landesregierung die biologische Vielfalt stärken. In den kommenden zwölf Monaten sollen 5.000 Hektar landeseigener Wald als Wildnisfläche ausgewiesen werden. Solche Gebiete seien ein wertvoller Lebensraum für seltene und gefährdete Arten, schreiben Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) und Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) in einem Bericht an den Landtag.
In den sogenannten Wildnis-Entwicklungsgebieten wird die Natur sich selbst
überlassen – ohne forstwirtschaftliche Nutzung oder menschliche
Eingriffe. Für Wanderer und Jäger gibt es allerdings keine Einschränkungen, sie dürfen den Wald ganz normal weiter nutzen.
«Wildniswälder sind unverzichtbare Rückzugsräume für bedrohte Arten und eröffnen den Menschen beeindruckende Naturerlebnisse», sagte Krischer. Außerdem seien sie wichtige CO2-Speicher und wirkten so auf natürliche Weise gegen die Klimaerwärmung.
Wildnis auf gut zwei Prozent der NRW-Fläche
Zusammen mit bestehenden Schutzgebieten sollen im kommenden Jahr gut 15 Prozent des landeseigenen Waldes und gut zwei Prozent der gesamten Waldfläche von NRW einer natürlichen Entwicklung überlassen werden.
Derzeit gibt es in NRW gut 100 sogenannte Wildniswälder mit einer Fläche von 7.800 Hektar – eine Fläche etwa so viel wie 10.000 Fußballfelder. Um wie geplant 5.000 Hektar weitere Fläche auszuweisen, sollen bestehende Gebiete vergrößert und neue Gebiete ausgewiesen werden.
Für private Waldbesitzer habe das keine Auswirkungen, denn es würden ausschließlich landeseigene Wälder als «Wildniswälder» ausgewiesen, betont die Landesregierung. Als Nächstes seien Ausweisungen im Rhein-Sieg-Kreis, im Kreis Coesfeld und im Kreis Unna geplant.
Nabu fordert mehr große Wildnisgebiete
Der Naturschutzverband Nabu begrüßte die Pläne grundsätzlich. Für echten Wildnisschutz reiche es aber nicht aus, überall im Land kleine Gebiete auszuweisen. «Wildnisgebiete brauchen eine Mindestgröße, um äußere Einflüsse möglichst zu begrenzen», sagte Nabu-NRW-Chefin Heide Naderer.
Kritiker halten die Wildnisgebiete hingegen für überflüssig. «Naturschutz ist mehr als „Natur Natur sein lassen“, sondern erfordert Eingriffe mit Herz und Verstand», argumentiert etwa der Verein Unsere Egge in Ostwestfalen-Lippe. Der Verein war ursprünglich aus Protest gegen einen von der Landesregierung geplanten Nationalpark gegründet worden und engagiert sich nun gegen die Ausweisung von Wildnisgebieten.