Niederzier (dpa) – Aktivisten haben im Tagebau Hambach einen Braunkohlebagger besetzt. Zwölf Personen seien am Morgen unbefugt in den Bereich des Tagebaus eingedrungen, sagte ein Sprecher der Polizei Düren. Acht von ihnen kletterten auf einen hohen Schaufelradbagger, die anderen vier besetzten ein Förderband. Die Polizei war mit starken Kräften im Einsatz und holte die Menschen herunter. Gegen Mittag war die Räumung beendet.
Alle Demonstranten seien zur Feststellung der Personalien kurzfristig in Gewahrsam genommen worden, sagte der Sprecher. Gegen sie seien Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs eingeleitet worden. Für die Räumung seien auch spezialisierte Höhenretter und ein Hubschrauber angefordert worden. Trotz passivem Widerstand der Protestierenden sei der Einsatz insgesamt friedlich verlaufen.
RWE verurteilt die Aktion
Mit der Besetzung wollten die Aktivisten nach eigenen Angaben gegen die bevorstehende Rodung eines Teils des Hambacher Forsts durch den Energiekonzern protestieren. «Es sagt viel über unser Wirtschaftssystem aus, dass es profitabel ist Wälder zu roden und Dörfer einzureißen, um giftige Seen zu füllen, Yachthäfen und Luxusapartments zu bauen und Inseln aufzuschütten», hieß es in einer Mitteilung der Gruppe, die sich «Pirat*innen» nennt. Die Aktivisten befürchten eine Räumung und Rodung des besetzten «Sündenwäldchens» in den nächsten Wochen.
Der Energiekonzern RWE will nach eigenen Angaben Anzeige gegen die Demonstranten erstatten. «Mit dieser unverantwortlichen Aktion bringen die Störer sowohl Mitarbeiter von RWE als auch sich selbst in Gefahr», teilte ein Sprecher mit. Die Kohleversorgung der Kraftwerke sei auch während der Besetzung gewährleistet gewesen.
Aktivisten protestieren gegen RWE-Pläne
RWE will das sogenannte Sündenwäldchen am Rande des Tagebaus roden, um Kies abbauen zu können. So soll die Böschung eines später dort geplanten Sees stabilisiert werden. Ein Großteil der Bäume ist bereits gefällt; in der kommenden Rodungssaison, die am 1. Oktober beginnt, soll die verbliebene etwa ein Hektar große Fläche gerodet werden. Dort halten sich seit Monaten Aktivisten in selbstgebauten Baumhäusern auf. In der Vergangenheit kam es deshalb schon häufiger zu Polizeieinsätzen.