Potsdam (dpa/bb) – Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt will sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von ihrem Staatssekretär Gregor Beyer trennen. Die Ministerin bat Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) nach Differenzen um die Entlassung von Beyer. Demnach ist aber noch keine Entscheidung gefallen. Zuvor berichtete die «Märkische Oderzeitung». Das Ministerium äußerte sich zunächst nicht – auch von Mittelstädt und Beyer selbst gab es zunächst keine Reaktionen.
Die Gespräche über die mögliche Entlassung sollen demnach in der kommenden Woche geführt werden. Mittelstädt und Beyer (parteilos) stritten sich zuletzt über den Umgang mit Wölfen. Die Ministerin hatte sich in der vergangenen Woche bei dem Thema von ihrem Staatssekretär distanziert. Beide sind seit Dezember 2024 im Amt.
Streit um Abschlussquote und Wolfszahl
Bei dem Konflikt geht es um eine mögliche Abschussquote für Wölfe und um die Einschätzung der Zahl der Tiere. Mittelstädt wollte sich bisher nicht auf eine Zahl für eine Abschussquote festlegen. Beyer hatte zunächst eine Quote von 15 Prozent genannt.
Die Ministerin warf ihm danach öffentlich vor, es sei «vorfällig», mit solchen Optionen an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie sprach auch davon, dass die von Beyer genannte Zahl der Wölfe nicht verifiziert sei und verlässliche Zahlen nötig seien. Beyer hatte von mindestens 1.000 Tieren, wahrscheinlich aber 1.500 bis 1.600 gesprochen. Was zu einem Bruch geführt haben könnte, ist daneben auch die Frage der Außendarstellung.
Beyer war in mehreren Verbänden aktiv
Der frühere FDP-Landeschef Beyer war zwischen 2015 und 2022 Geschäftsführer des Forums Natur, einer Interessenvertretung brandenburgischer Landnutzungsverbände. Für den Naturschutzbund (Nabu) besetzte der aktive Jäger zuvor als Bundessprecher zeitweise das Thema Forst- und Jagdpolitik. Beyer soll als Staatssekretär von Märkisch-Oderland-Landrat Gernot Schmidt (SPD) ins Gespräch gebracht worden sein.
Mittelstädt führte zuvor als Landwirtin bis zum Ministeramt einen Betrieb in der Uckermark mit Freiland-Legehennen und war Vorsitzende beim Agrarmarketingverband Pro Agro. Der Schritt, eine Entlassung zu fordern, ist ein Zeichen nach innen und außen für ihren Machtanspruch.
Von Beginn an seien beide kein harmonisches Paar gewesen, heißt es hinter vorgehaltener Hand im politischen Potsdam. Verwiesen wird auch darauf, dass beide zuvor keine Erfahrung mit Ministerien hatten.
Bauernverband mahnt starkes Führungsteam an
Der Landesbauernverband mahnte angesichts wichtiger Herausforderungen Verlässlichkeit an. «Brandenburg braucht im Landwirtschafts- und Umweltministerium ein starkes und verlässliches Führungsteam», sagte Präsident Henrik Wendorff. Die Weichen für die europäische Agrarpolitik ab 2028 würden neu gestellt, der Umbau der Tierhaltung müsse vorangebracht werden, klimatische Herausforderungen seien zu stemmen.
CDU-Fraktionschef Jan Redmann bezeichnete Beyer als «Gesicht der Agrarwende in Brandenburg» – «weg von der Dominanz der Umweltlobby, hin zu landwirtschaftlichem Sachverstand». «Dass ausgerechnet Gregor Beyer jetzt gehen soll, weckt Zweifel an der landwirtschaftlichen Ernsthaftigkeit dieser Koalition», sagte er. Die Grünen, die zuvor mit Axel Vogel den Agrarminister stellten, nannten Beyer einen Lobbyisten, «der einseitig die Interessen der Landnutzer vertrat».
Der Nabu Brandenburg begrüßte die Entscheidung von Mittelstädt. Bei Beyer hätten teilweise Daten und Fakten «nur am Rande eine Rolle» gespielt, meinte Landesgeschäftsführerin Christiane Schröder.
Wolfs-Plenum mit Mittelstädt
Über den heiß diskutierten Umgang mit dem Wolf will das Agrarministerium ab 11. September bei einem sogenannten Wolfs-Plenum mit Mittelstädt und mehreren Verbänden diskutieren.
Brandenburger Naturschützer und Schafzüchter positionierten sich gegen eine Abschussquote für Wölfe. Sie sei kein Herdenschutz, sagte der Vorsitzende des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg, Jonas Scholz. Nötig sei eine volle Finanzierung von Herdenschutzmaßnahmen wie Zäunen oder Hunden.