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Appell zur Seuchenbekämpfung: Auffällige Wildschweine melden

Hannover (dpa/lni) – Zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die die wirtschaftliche Existenz von Landwirten bedroht, kann jeder seinen Beitrag leisten. Das sagte der Präsident des Deutschen Jagdverbandes, Helmut Dammann-Tamke, der Deutschen Presse-Agentur. «Alle in der Bevölkerung sind aufgefordert, verhaltensauffällige Wildschweine sofort zu melden, denn die Chance, einen Ausbruch wieder einzufangen, ist um ein Vielfaches höher, wenn er früh erkannt wird», betonte der frühere CDU-Landtagsabgeordnete aus Stade. 

Nicht nur die Aufmerksamkeit von Jägern und Tierhaltern sei gefragt, auch Spaziergänger sollten apathisch wirkende Wildschweine den Behörden melden, sagte Dammann-Tamke. Ansprechpartner seien in Niedersachsen die Veterinärämter der Landkreise, die sich mit den örtlichen Jägern absprechen. 

Im Sauerland ist Mitte Juni die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen nachgewiesen worden. Momentan sieht es so aus, dass das Geschehen regional begrenzt bleibt. Die Interessengemeinschaft Schweinehalter Deutschlands (ISD) lobte die professionelle Seuchenbekämpfung der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. 

Nicht jedes erlegte Wildschwein wird auf ASP untersucht 

Seit Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland im Jahr 2020 waren nach Behördenangaben insgesamt 19 Schweinehaltungen betroffen. In Niedersachsen gab es zuletzt im Juli 2022 im Landkreis Emsland einen Ausbruch bei einem Ferkelerzeuger. 

Die niedersächsische Jägerschaft beteiligt sich laut Dammann-Tamke seit Jahren an Präventionsmaßnahmen. Die Jäger seien dazu aufgefordert, bei geschossenen Wildschweinen eine Blutprobe zu ziehen und untersuchen zu lassen. Dieses freiwillige Verfahren ist nach Einschätzung des Jägerpräsidenten bei ASP allerdings nur bedingt erfolgreich – wegen der kurzen Inkubationszeit und der hohen Sterblichkeit der Wildschweine. Für Haus- und Wildschweine verläuft eine Infektion fast immer tödlich. Für Menschen und andere Tiere ist das Virus ungefährlich. 

Agrarministerin Staudte warnt vor wirtschaftlichen Folgen

Angesichts des Seuchen-Ausbruchs in NRW ruft Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte zur Wachsamkeit auf. «Landwirtinnen und Landwirte sollten unbedingt weiterhin streng auf die Biosicherheitsmaßnahmen achten, und ich bitte auch die Jägerschaft, weiterhin wachsam zu sein», sagte die Grünen-Politikerin der dpa. «Ein Eintrag der Afrikanischen Schweinepest in Hausschweinebestände hätte große wirtschaftliche Auswirkungen auf die Halterinnen und Halter und muss auch aus Tierschutzgründen unbedingt verhindert werden.» 

Die Afrikanische Schweinepest ist derzeit in mehreren Bundesländern unter Wildschweinen verbreitet. Die Variante aus NRW unterscheidet sich signifikant sowohl von den bisher bekannten westdeutschen Fällen (Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg) als auch von den Varianten aus den östlichen Bundesländern (Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern), wie das zuständige Friedrich-Loeffler-Institut Ende Juni mitteilte. Es handele sich um eine Variante aus der süditalienischen Region Kalabrien. 

Übertragung durch Fahrzeuge oder weggeworfene Wurst 

Für Jägerpräsident Dammann-Tamke ist das keine Überraschung. «Die Afrikanische Schweinepest kommt auf vier Rädern», sagte der 63-Jährige, der selbst Landwirt ist. Experten zufolge erfolgt die Übertragung in Mitteleuropa oft indirekt etwa durch Fahrzeuge, Kleidung sowie kontaminierte Jagdausrüstung oder landwirtschaftliche Geräte. Eine Übertragung ist zudem durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Kadavern möglich sowie durch die Aufnahme von Speiseabfällen oder Schweinefleischerzeugnissen. Ein achtlos weggeworfenes Wurstbrot kann immense Folgen haben. 

Mindestens sieben Millionen Schweine in Niedersachsen 

Bundesweit wurden nach Angaben der Interessengemeinschaft Schweinehalter Deutschlands Ende vergangenen Jahres 21,3 Millionen Schweine gehalten – mit Abstand die meisten davon, nämlich 7 Millionen, in Niedersachsen. Nordrhein-Westfalen folgt mit rund 5,8 Millionen. Nach Zahlen der niedersächsischen Tierseuchenkasse sind es aktuell sogar rund 8,9 Millionen Schweine, die in gut 12.000 Beständen gehalten werden. 

Die Maßnahmen im Fall eines ASP-Ausbruchs sind auf Ebene der Europäischen Union geregelt. Laut niedersächsischem Agrarministerium wird bei einem ASP-Nachweis bei einem Wildschwein eine «infizierte Zone» mit einem Radius von mindestens 15 Kilometern um die Fundstelle des erkrankten Tieres eingerichtet, zudem eine etwa doppelt so große Pufferzone. Mindestens drei Monate lang dürfen keine Schweine oder Schweinefleischerzeugnisse in die «infizierte Zone» gebracht werden. 

Wenn ein ASP-Ausbruch in einem Bestand mit Hausschweinen festgestellt wird, müssen alle Tiere des betroffenen Betriebs getötet und beseitigt werden. Zudem werden eine Sperrzone, eine Schutzzone und eine Überwachungszone eingerichtet. Auch für diese Bereiche werden strenge Regeln erlassen. So sollen laut niedersächsischem Agrarministerium unter anderem für mindestens drei Monate keine Schweine und deren Erzeugnisse in die Sperrzone gebracht werden.