Close

Asiatische Hornissen auch in Schleswig-Holstein gesichtet

Kiel (dpa/lno) – Asiatische Hornissen sind erstmals auch in Schleswig-Holstein gesichtet worden. «Bisher gibt es zwei Meldungen – eine in Lübeck und eine in Tielen im Kreis Schleswig-Flensburg», sagt Rainer Borcherding, Insektenkundler und Artenexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Schleswig-Holstein.

Die Asiatische Hornisse sei etwas kleiner als die Europäische Hornisse und an dem dunkleren Körper und gelben Füßen von der rotbraun und gelben heimischen Art leicht zu unterscheiden, erklärt Carsten Pusch vom Naturschutzbund (Nabu) in Schleswig-Holstein.

Nach seinen Angaben ist die aus Südostasien stammende Art namens Vespa velutina über Warentransporte 2004 nach Frankreich eingeschleppt worden und breite sich seitdem beständig aus. «Die Einwanderung ist in Europa mittlerweile unumkehrbar», sagt Pusch. 

In anderen Bundesländern schon stark verbreitet

In Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen sei die Art bereits stark verbreitet. In NRW gebe es bereits Hunderte von Sichtungen, so BUND-Artenexperte Borcherding. Die Klimakrise mit ihren milderen Wintern begünstigt die Ausbreitung. 

«Unseres Wissens gibt es bislang nur vereinzelte Nachweise aus dem Hamburger Randgebiet», sagt Pusch. Den Nabu erreichten zwar zahlreiche Hinweise, doch darunter seien viele falsche, die sich anhand von Fotos nur als die heimische, bedrohte Europäische Hornisse herausstellten, teilweise auch als Riesenholzwespe oder sogar Hummel. 

Als Proteinquelle für ihre Nachkommen würden alle Wespen andere Insekten oder Spinnen jagen. Die Asiatische Hornisse fange wie die Europäische Hornisse auch viele Honigbienen, aber auch andere Wespen, Fliegen, Wildbienen und weitere Insekten. «Sie greift Menschen auch nicht an, solange man sich dem Nest nicht zu sehr nähert», sagt der Nabu-Experte.

«Für Panik im Umgang mit den Tieren besteht kein Grund»

Im Umgang mit den Tieren sei zunächst Ruhe angebracht. «Für Panik besteht überhaupt kein Grund», betont Pusch. Die Asiatische Hornisse baue ihre Gründungsnester in ähnlichen Orten wie heimische Wespen, zum Beispiel in Schuppen oder Rollladenkästen. Im Hochsommer würden die Tiere dann in Nester weit oben in Baumwipfeln umziehen – und die würden oft erst bemerkt, wenn die Bäume im Herbst kahler werden.

Die EU habe die Asiatische Hornisse 2018 auf die Liste der invasiven Arten gesetzt, weil sie einen negativen Einfluss auf die heimische Biodiversität habe. Jedes Mitgliedsland müsse daher Maßnahmen zur Bekämpfung der Art umsetzen, erklärt Pusch. 

Nester müssen professionell entfernt werden

Wer Asiatische Hornissen sichtet, sollte den Fund über die Meldeplattform des jeweiligen Bundeslandes oder bei Naturschutzverbänden melden. Nester müsse man professionell entfernen lassen. Der Nabu rät dringend davon ab, sich selbst an einer Nestentfernung zu versuchen.

Solche eingeschleppten Arten seien in der Regel 20 bis 50 Jahre schädlich – mit dem Lauf der Zeit stelle sich die Umgebung dann auf sie ein, sagt Rainer Borcherding vom BUND. «Imker haben es dadurch zunehmend schwerer, aber sie haben die Möglichkeit, ihre Bienenstöcke mit kleinmaschigen Gitterstäben vor den Hornissen zu schützen.»

Mehr insights