Mainz (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder lehnt eine Rückkehr zur Atomenergie kategorisch ab. «Atomenergie steht nicht für die Energieversorgung der Zukunft», betonte die Grünen-Politikerin nach einer Entscheidung des belgischen Parlaments für ein Ende des Atomausstiegs. «Sie ist wirtschaftlich nicht sinnvoll, bleibt eine Hochrisikotechnologie und in Zeiten von Kriegen in Europa auch ein Sicherheitsrisiko.»
«Leider kommt Belgien mit dieser Entscheidung von seinem Weg aus der Atomenergie ab», kritisierte die Umweltministerin. «Der Reaktor Doel 3, der für seine Risse und Leckagen berüchtigt war, musste abgeschaltet werden und auch der Hochrisikoreaktor Tihange 2 wurde stillgelegt.»
Belange der europäischen Nachbarn im Blick haben
Auch wenn es sich um eine selbstständige Entscheidung Belgiens handele, müsse klar sein, dass es sich bei den AKW um grenznahe Anlagen handelt, mahnte Eder. Daher müssten die Belange der europäischen Nachbarn berücksichtigt werden.
«Wir bestehen deswegen weiterhin auf eine umfassende Sicherheitsüberprüfung und die Beachtung aller Umweltinteressen», erklärte die Grünen-Politikerin. «Dass sich der Betreiber Engie in der Vergangenheit gegen einen Weiterbetrieb ausgesprochen und seine Haltung bisher nicht geändert hat, gibt mir Hoffnung, dass der Weiterbetrieb Wunschdenken bleibt.»
Atomausstieg in Belgien 2003 gesetzlich festgelegt
In Belgien wurde der Atomausstieg 2003 gesetzlich festgelegt. Das Nachbarland verfügt derzeit über zwei Kernkraftwerke mit sieben Reaktoren – drei wurden allerdings bereits vom Netz genommen. Ursprünglich sollten die weiteren Reaktoren der beiden Kernkraftwerke in Doel nahe der Stadt Antwerpen und Tihange 2025 abgeschaltet werden. Doch die Debatte zieht sich seit Jahren. Das belgische Parlament stimmte nun mit großer Mehrheit für ein Ende des Atomausstiegs.
In Deutschland sorgen die belgischen Atommeiler aus den 1970er und 80er Jahren immer wieder für Diskussionen. So wurden bei Reaktoren im Nachbarland mehrfach Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile. Unter anderem die nordrhein-westfälische Stadt Aachen und die Bundesregierung forderten deswegen in der Vergangenheit wiederholt die Stilllegung. Das Kraftwerk Tihange liegt etwa 60 Kilometer von Aachen entfernt.
Atomausstieg in Deutschland 2002 beschlossen
Deutschland beschloss 2002 den Atomausstieg. 2023 wurden die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet.