Mukran (dpa/mv) – Die Nutzung des umstrittenen Flüssigerdgas-Terminals in Mukran auf Rügen im Regelbetrieb verschiebt sich weiter Richtung Sommer. Nachdem im März die Anlieferung von verflüssigtem Erdgas (LNG) per Tankschiff und die Einspeisung in das deutsche Pipeline-Netz erfolgreich getestet worden waren, hatte Anfang April das staatliche Umweltamt Vorpommern den Regelbetrieb für Mukran genehmigt. Damit sei die Deutsche Regas berechtigt, das Energie-Terminal «Deutsche Ostsee» antragsgemäß zu betreiben. «Der Zeitpunkt der anzuzeigenden Inbetriebnahme ist nicht weiter terminiert. Er wird der zuständigen Behörde, dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt, kurzfristig bekannt gegeben», teilte das Unternehmen am Mittwoch auf Anfrage mit.
Bei der Übergabe der behördlichen Unterlagen hatte Regas-Aufsichtsratschef Stephan Knabe angekündigt, bis Mitte Mai mit dem Regelbetrieb beginnen zu wollen. Nach eigenen Angaben muss das Unternehmen «im Einklang mit den Bescheiden» noch verschiedene Nachweise erbringen. Die bis zum 15. Mai terminierten Nachweise würden durch die Deutsche Regas fristgemäß erbracht, hieß es. Ob weitere ausstehen, blieb damit offen.
Als Grund für die Verzögerung gilt auch ein beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig anhängiges Verfahren. Das unweit von Mukran gelegene Ostseebad Binz hatte im Eilverfahren beantragt, den Betrieb des LNG-Terminals zu untersagen. Der Antrag sei zur Stellungnahme an die Deutsche Regas übermittelt worden, verbunden mit der Bitte, «vorläufig sicherzustellen, dass mit Maßnahmen, die dem Antrag zuwiderlaufen, noch nicht begonnen wird», teilte eine Sprecherin des Gerichts auf Anfrage mit. Bis zum 24. Mai habe das Unternehmen Zeit, sich zum Antrag der Gemeinde Binz zu äußern. Ein Termin für die Entscheidung des Gerichts stehe noch aus.
Neben dem viel besuchten Badeort an der Ostküste Rügens, nach dessen Ansicht das Terminal mit gravierenden Sicherheitsrisiken für angrenzende Wohn- und Kurgebiete verbunden ist, hält auch die Deutsche Umwelthilfe ihren Widerstand aufrecht. Die Umweltschutz-Vereinigung hatte am Dienstag Widerspruch gegen die Betriebsgenehmigung für die beiden zur Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) eingesetzten Spezialschiffe eingelegt. Sollte das zuständige Umweltamt in Stralsund den Widerspruch abweisen, werde ebenfalls Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht erhoben, hieß es. Die Umwelthilfe bezweifelt den Bedarf eines weiteren LNG-Terminals für Deutschland und befürchtet Schäden für das Klima und die Meeresschutzgebiete vor Rügen.
Die Deutsche Regas hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Nach Ansicht der Unternehmensspitze ist das Terminal in Mukran, das nach Maßgaben des LNG-Beschleunigungsgesetzes in kurzer Zeit fertiggestellt wurde, für die Energieversorgung Ost- und Süddeutschlands sowie der Nachbarstaaten von großer Bedeutung. Im Hafen von Mukran sollen zwei Spezialschiffe verflüssigtes Erdgas aufnehmen, wieder in Gas umwandeln und über eine etwa 50 Kilometer lange Pipeline durch die Ostsee zum Leitungsknotenpunkt in Lubmin bei Greifswald leiten. Die Gesamtkapazität bezifferte Knabe mit 13,5 Milliarden Kubikmetern pro Jahr, was in etwa 15 Prozent des aktuellen deutschen Jahresverbrauchs entspreche. Die Investitionskosten beliefen sich den Angaben zufolge auf rund 200 Millionen Euro.