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Backhaus: Schiffsrecycling bietet Chancen für MV

Schwerin/Stralsund (dpa/mv) – Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister sieht im Recycling alter Schiffe Chancen für die Werften im Land und hat auf den Bedarf verwiesen. «Wenn wir uns zum Beispiel die in MV gelisteten rund 570 Fischereiboote anschauen – etwa zwei Drittel davon sind älter als 20 Jahre, einige auch älter als 70 Jahre», erklärte Till Backhaus (SPD) einer Mitteilung zufolge. 

Derzeit sind 16 Schiffe bekannt – nicht nur aus der Fischerei, für die zwischen Abwracken und Reparatur entschieden werden muss, wie das Ministerium unter Verweis auf Angaben der zuständigen Landesämter mitteilte. Aktuell gebe es in Deutschland keine nach EU oder Bundesrecht zugelassene Schiffsrecyclinganlage. «Die Werften in MV wären dazu technisch sicherlich in der Lage, besitzen aber nicht die behördliche Zulassung», wurde Backhaus zitiert. 

Schiffsrecycling in Stralsund geplant

Es gehe beim Schiffsrecycling auch um die Entsorgung gefährlicher Abfälle, wie Altöl, Asbest oder Antifoulinganstriche, sowie das Recycling von Stahl. Derzeit wird laut Ministerium an gesetzlichen Regelungen gearbeitet. Deutschlandweit seien fünf Anträge auf Genehmigung einer Schiffsrecyclinganlage in vier Bundesländern in Bearbeitung, einer davon in Mecklenburg-Vorpommern, für Stralsund. Auf dem dortigen Volkswerft-Gelände will früheren Angaben zufolge das Bremer Unternehmen Leviathan eine entsprechende Anlage in Betrieb nehmen.

Die CDU im Schweriner Landtag warf Backhaus vor, sich hinter vermeintlich unklarer Bundesgesetzgebung zu verstecken. Genehmigungen seien bereits möglich, kritisierte der wirtschaftspolitische Sprecher, Wolfgang Waldmüller. «Die Landesregierung muss umgehend handeln und dafür sorgen, dass die Genehmigung für ein Schiffsrecycling in Stralsund zeitnah erteilt wird.»

Problem auch für Häfen

Auch die Hafenkapitäne in Deutschland hatten auf das Problem aufmerksam gemacht. Fast jeder Hafen habe mit Schrottschiffen zu kämpfen, hatte Stephan Berger, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Hafenkapitäne (VDHK), im November gesagt. Es sei wichtig, dass endlich rechtliche Grundlagen zur Entsorgung gelegt werden.

Hochseeschiffe werden fast alle in Bangladesch, Indien und Pakistan auseinandergenommen, wo bislang die Auflagen für den Umwelt- und Arbeitsschutz sowie die Kosten deutlich geringer sind als in Europa. Dank weltweit einheitlicher Regeln für das sichere und umweltfreundliche Recyceln von Schiffen ab Mitte 2025 steigt nach Auffassung der Branche auch die Wettbewerbsfähigkeit von Abwrackwerften in der EU.

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