Schwerin/Bad Dürkheim (dpa/mv) – Der Wolf hat sich nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) in weiten Teilen Deutschlands wieder fest etabliert und muss somit nicht mehr überall den höchsten Schutzstatus genießen. «Bei der Frage des «günstigen Erhaltungszustands» müssen wir zu gangbaren Lösungen kommen und dabei den regionalen Unterschieden hinreichend gerecht werden», erklärte Backhaus am Freitag nach Abschluss der Umweltministerkonferenz im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim. Dabei hatten sich die Fachminister von Bund und Ländern erneut mit den Regularien für den Abschuss von Wölfen befasst.
Landwirte fordern seit langem bestandsregulierende Maßnahmen, um Nutztiere besser zu schützen. «Ich stehe bei den Weidetierhaltern im Wort, dass wir endlich zu praxistauglichen Lösungen für die Entnahme von Wölfen kommen, die mit Zäunen geschützte Weidetiere angreifen», sagte Backhaus. Die nun von der Ministerrunde beschlossene Überarbeitung des Praxisleitfadens sei ein erster Schritt, greife aber zu kurz, da weiterhin jedes Bundesland eigene Wege gehe. «Wir brauchen einen rechtsverbindlichen Rahmen für ein beschleunigtes Entnahmeverfahren», mahnte Backhaus. Er sprach sich zudem dafür aus, den Wolf nach EU-Recht vom Schutzstatus «streng geschützt» auf «geschützt» herabzustufen. Nach bisherigen Kriterien können Wölfe nur dann geschossen werden, wenn sie mehrfach Nutztiere wie Schafe oder Ziegen gerissen haben und sich erneut bis auf 1000 Meter an die Koppel der angegriffenen Herde annähern.
In Mecklenburg-Vorpommern sind seit Jahresbeginn mehrere Wölfe nach Kollisionen mit Fahrzeugen verendet. Fachleute werten dies als Beleg für die Suche junger Tiere nach eigenen Revieren und Indiz für eine weitere Ausbreitung des Wolfes. Das Bundesamt für Naturschutz gibt unter Hinweis auf das Wolfsmonitoring 2021/2022 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1200 an. Vor allem im Osten und Norden hat sich der in Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottete Wolf seit seiner Rückkehr um die Jahrtausendwende wieder breit gemacht. Laut Schweriner Umweltministerium lebten im Frühjahr 2023 im Nordosten 18 Rudel, drei Wolfspaare und zwei Einzelwölfe. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor.