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Baggerarbeiten töten Bachmuscheln – Fall für die Justiz?

Neu-Ulm (dpa/lby) – Baggerarbeiten haben im Obenhausener Ried bei Illertissen in Nordschwaben zu einem Sterben von streng geschützten Bachmuscheln geführt. Nun soll der Fall aus dem Landkreis Neu-Ulm von der Staatsanwaltschaft überprüft werden, wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilte. Mehrere Medien hatten darüber berichtet.

Bei den Arbeiten sei es darum gegangen, Biberdämme aus der Westroth zu entfernen, um ein Aufstauen des Wassers zu verhindern, erläuterte das Landratsamt. Weitere Absprachen oder Anordnungen zur Ausführung seien nicht getroffen worden. Weder über Gehölzmaßnahmen noch über die Räumung von Gräben oder eine Räumung der Westroth sei das Landratsamt informiert worden.

Staatsanwaltschaft Memmingen soll Fall prüfen

Nach Bekanntwerden des Falls seien sofort Maßnahmen zur Schadensminimierung eingeleitet worden. Noch lebende Bachmuscheln seien gesucht und geborgen worden. «Aktuell wird das genaue Schadensausmaß in Absprache mit der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Schwaben und der Muschelkoordinationsstelle erfasst», teilte eine Sprecherin des Landratsamtes mit. Die Unterlagen sollen dann der Staatsanwaltschaft Memmingen zur weiteren Bearbeitung übergeben werden.

«Ärgerlich und unerklärlich»

Der Umweltverband LBV nannten den Fall «ärgerlich und unerklärlich». Die Muschel-Vorkommen seien lange bekannt. Der Vorgang müsse juristisch aufgearbeitet werden.

Bachmuscheln gelten laut Wissenschaftlern als Indikatoren, in welchem Zustand ein Gewässer ist. Zudem filtern sie das Wasser und tragen so zur Reinigung bei. Sie übernehmen damit wichtige Funktionen auch für das Überleben anderer Arten, wie Andreas Dobler von der Koordinationsstelle für Muschelschutz an der Technischen Universität München erläuterte.

Bachmuscheln hierzulande vom Aussterben bedroht

Die Bachmuschel sei europaweit gefährdet, in Deutschland gelte sie sogar als vom Aussterben bedroht. Gerade in dem betroffenen Gebiet hätten sich die Bestände gut entwickelt. «Diese Population gehört damit zu einer der wenigen Populationen mit einer positiven Bestandsentwicklung in den letzten Jahren», erläuterte Dobler.

Neben der Tötung von Tieren spiele auch die Entnahme des kiesigen Bachsubstrats eine wichtige Rolle. Es sei überlebenswichtig vor allem für Jungmuscheln, die sich teils tief darin eingraben.

Eingriffe wie in diesem Fall könnten dazu führen, dass der Bestand zunehmend fragmentiert werde, was wiederum ein zunehmendes Problem für das Überleben des Gesamtbestandes darstellen könne, sagte Dobler.

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