München (dpa/lby) – Bayern hinkt nach einer aktuellen Studie beim Ausbau von Wind- und Sonnenenergie weiter den selbst gesteckten Klimaschutzzielen weit hinterher. «Um die ambitionierten Ausbauzahlen der erneuerbaren Energien in allen Zielpfaden zu erreichen, ist ein starker Anstieg der Ausbaugeschwindigkeit von Wind- und PV-Anlagen die Grundvoraussetzung», heißt es in der «Energiesystemanalyse – Bayern klimaneutral», die nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur jüngst bei einer Sitzung des Energiebeirats im bayerischen Wirtschaftsministerium vorgestellt wurde.
Um die Zielvorgaben des Windausbaus zu erreichen, heißt es in der Untersuchung, müsse sich diese Ausbaurate verglichen mit dem Jahr 2022 (49 Megawatt/MW) «um den Faktor 16 steigern, was einem jährlicher Zubau von 767 MW entspräche». Dies seien zudem 334 MW mehr als der Höhepunkt des historischen Ausbaus im Jahr 2014 (433 MW). «Betrachtet man den historischen Mittelwert von 2000 – 2023 (109 MW), fällt der notwendige Ausbau mehr als siebenmal so groß aus.»
Auch beim Photovoltaikausbau ergebe sich ein ähnliches Bild, schreiben die Autoren der Studie. Zwar sei bei den Ausbauraten ein linearer Anstieg zu beobachten, bis hin zu 2146 MW im Jahr 2022, «diese Rate liegt allerdings trotzdem noch unter dem jährlichen Ausbau von 4848 MW, der zur Zielerreichung im Mix-Pfad vorliegen müsste. Sowohl für Wind als auch für PV ist somit eine deutliche Steigerung des Ausbaus nötig», heißt es in der Studie.
Das 225-seitige Papier wurde im Auftrag des Ministeriums von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (Ffe) und der Aachener Firma consentec erstellt. Öffentlich wurde es bisher nicht vorgestellt. Es bildet die Grundlage für die Entwicklung des im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern angekündigten «Energieplan Bayern 2040». Die Staatsregierung will bis 2040 Klimaneutralität erreichen.
«Seit sechs Jahren hat Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) keinen Plan, wie der Energie- und Industriesektor in Bayern nachhaltig und zukunftsfähig gemacht werden soll», sagte Saskia Reinbeck, Sprecherin von Greenpeace in Bayern: Dies zeige sich auch in den Ergebnissen der Studie. «Bayern ist Lichtjahre von der nötigen Ausbaugeschwindigkeit für erneuerbare Energien entfernt, die es bräuchte, um das Klimaziel 2040 zu erreichen. Das grenzt an Arbeitsverweigerung und ist fatal für uns alle.»
Das Studienergebnis fügt sich nahtlos in andere kritische Stimmen zur Umsetzung der Energiewende in Bayern ein. Anfang März erst hatte eine Studie der Prognos AG im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) ein ernüchterndes Bild für Bayern wie für ganz Deutschland gezeichnet. Auch demnach ist das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 nach wie vor in unerreichbarer Ferne. Aktuell würden im Freistaat mehr als doppelt so viele klimaschädliche Emissionen in die Atmosphäre abgegeben, als es der Abbaupfad vorsieht. Zudem belasteten hohe Strompreise die Wirtschaft und bremse der schleppende Netzausbau sowie zu wenig erneuerbare Energien die Versorgungssicherheit im Land.