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Wiesbaden (dpa/lhe) – Hessens Wälder sind weiter in einem sehr schlechten Gesundheitszustand. Die Folgen von Hitze und Trockenheit der zurückliegenden Jahre hielten an, Schäden durch Käfer und Pilze setzten den Bäumen nach wie vor zu, teilte Forstminister Ingmar Jung (CDU) bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2024 in Wiesbaden mit. 

Für den Waldzustandsbericht schauen Experten unter anderem auf den Verlust von Blättern und Nadeln in der Baumkrone – diese sogenannte Kronenverlichtung ist ein Indikator für den Gesundheitszustand. 2024 haben 28 Prozent der Bäume über alle Arten und Altersstufen hinweg eine «mittlere Kronenverlichtung» aufgewiesen (2023: 29 Prozent). Das ist laut Ministerium einer der höchsten Werte seit 1984.

Hessen will Wälder widerstandsfähiger machen

«Die Wetterextreme der vergangenen Jahre schwächen und verändern unseren Wald in rasantem Tempo», erläuterte Jung. Die Wiederbewaldung der großen Schadflächen und der Aufbau klimastabiler Wälder in Hessen mit geeigneten Baumarten würden konsequent fortgeführt. Das Spektrum empfohlener Baumarten solle erweitert werden.

Hessen hat nach Zahlen des Forstministeriums eine Waldfläche von 898.000 Hektar. Größter Waldbesitzer ist das Land. Ihm gehören 38 Prozent der Waldfläche. 36 Prozent sind Körperschaftswald: Dieser verteilt sich auf mehr als 400 Gemeinden und Städte. Etwa ein Viertel der Waldfläche ist Privatwald – einschließlich des sogenannten Gemeinschaftswaldes.

Buche ist häufigste Baumart

63 Prozent der hessischen Waldflächen sind mit Laubbäumen bestockt, wie die jüngste Waldinventur ergab. Die Buche ist demnach mit mehr als 30 Prozent die häufigste Baumart. Laut aktuellem Waldzustandsbericht liegt die jährliche Absterberate über alle Arten und alle Alter hinweg bei rund einem Prozent und damit etwa doppelt so hoch wie im langjährigen Mittel (0,5 Prozent).

Waldbesitzer sehen 2024 als «Verschnaufspause» für Wald 

«Der Klimawandel hat Hessens Wälder voll im Griff», erklärte der Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Bernhard Klug. «Wir müssen den Wald auch unter einer Beteiligung nicht heimischer Mischbaumarten so stabil wieder aufbauen, dass er seine Klimaschutzfunktion wie vor der großen Dürre zwischen 2018 und 2022 erfüllen kann.» 

Der Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes, Carl Anton Prinz zu Waldeck, sagte, das Jahr 2024 mit seinen regenreichen und kühlen Sommermonaten habe die Ausbreitung schädlicher Insekten deutlich verlangsamt und den Baumarten eine Verschnaufpause verschafft. Der Wald bleibe zwar ein «Reha-Patient», doch der Heilungsprozess habe begonnen. 

Naturschutzverbände plädieren für natürliche Verjüngung

Der Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Hessen, Michael Rothkegel, kritisierte, Minister Jung ignoriere seine Rolle als Klimaschutzminister und wolle die Folgen der Klimaerwärmung vor allem mit der Pflanzung ausländischer Baumarten aufhalten. Jedoch sei Naturverjüngung in Hessens Wäldern die bessere Wahl, erklärte Rothkegel.

«Reparatur durch Nachpflanzungen ist nur der zweitbeste Weg», argumentierte der NABU-Landesvorsitzende Maik Sommerhage. Wichtiger sei, dass mehr Wälder ihr geschlossenes Kronendach behielten. «Geschlossene Wälder können sich gut vor gefährlicher Austrocknung im Klimawandel schützen.» Deshalb sollten stets nur einzelne Bäume entnommen werden, ohne große Lücken in die Bestände zu schlagen.

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