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Bündnis gegen Wilderei will illegale Wolfstötungen stoppen

Potsdam (dpa/bb) – Ein neues Bündnis gegen Wilderei kritisiert illegale Wolfsabschüsse in Brandenburg und wirft den Behörden vor, die Strafverfolgung zu vernachlässigen. «Hier geht es um Wildtier-Kriminalität. Wir haben es mit Straftaten zu tun und nicht mit Kavaliersdelikten», sagte der Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Carsten Preuß. Seit 1991 seien in Brandenburg 34 Wölfe trotz des strengen Artenschutzes illegal erschossen worden – und das weitgehend straffrei. Die Dunkelziffer werde weit höher eingeschätzt. 

Nach offiziellen Zahlen des Landesamtes für Umwelt wurden in diesem Jahr bislang vier Wölfe illegal getötet. 2023 waren es drei und 2022 fünf Tiere. Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland. Die Zahl bestätigter Rudel – also Wolfsfamilien – stieg im Wolfsjahr 2022/2023 (von Mai bis April des Folgejahres) auf 52. 

Bündnis fordert Abteilungen gegen Wildtier-Kriminalität bei Polizei

Das Anti-Wilderei-Bündnis kritisierte, Ermittlungen bei illegalen Wolfstötungen würden meist eingestellt. Die Verbände fordern deshalb spezialisierte Abteilungen bei der Polizei, damit solche Straftaten besser geahndet werden. «Andere Bundesländer sind da schon deutlich weiter. So gibt es beispielsweise in Sachsen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg spezielle Teams für Ermittlungen bei Verbrechen gegen den Artenschutz, sagte Christiane Müller-Schmoldt von der Allianz Wolf Brandenburg. 

Der Wolf ist eine streng geschützte Tierart. Es ist verboten, ihn zu töten. Es drohen Bußgelder in Brandenburg bis zu 65.000 Euro, auch eine Freiheitsstrafe ist möglich. Bislang hat das Landesumweltamt in Brandenburg bei einzelnen Problemwölfen nach Weidetier-Rissen eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss erteilt. 

Jagdverband kritisiert Bündnis gegen Wilderei

Der BUND-Landesvorsitzende Preuß äußerte den Vorwurf, Jäger handelten beim Umgang mit dem Wolf nach der Devise: «Schießen, Schaufeln, Schweigen» – gemeint ist, dass getötete Wölfe heimlich vergraben werden. 

Der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Kai Hamann, teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, solche pauschalen Vorwürfe halte er für falsch. «Wie auch bei anderen Gesetzmäßigkeiten, beispielsweise im Straßenverkehr, gibt es immer Personen, die sich nicht daranhalten, was wir in keiner Art und Weise befürworten – im Gegenteil.» 

Die Stoßrichtung des Anti-Wilderei-Bündnisses verstehe er jedoch nicht. «Der Wolfsbestand in Brandenburg ist gesichert und aus dem Ruder gelaufen», so Hamann. «Der Wolf braucht weder den noch aktuellen strengen Schutzstatus noch eine Bürgerwehr von Wichtigtuern. Wir brauchen pragmatische Lösungen.» In Brandenburg fordert der Verband die Einführung einer regulären Jagdzeit für den Wolf und eine Obergrenze.

Kritik an Debatte um Senkung des strengen Schutzstatus 

In der Wolfspolitik deutet sich eine Kursänderung an. Vertreter der EU-Staaten votierten vor Kurzem mit der Stimme Deutschlands für einen abgesenkten Schutz des Wolfs. Damit wurde in Brüssel der Weg für ein Verfahren freigemacht, um den Bestand des wegen Beutejagd auf Weidetiere umstrittenen Tiers strenger regulieren zu können. 

«Mit dieser Debatte wird der Eindruck erzeugt, dass der Wolf nicht mehr geschützt werden muss und ein Abschuss kein Problem mehr darstellt», kritisierte die Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, Nicole Kronauer.

Leibniz-Institut: Etwa jeder zehnte untersuchte Wolf illegal geschossen

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, das nahezu alle in Deutschland tot gefundenen Wölfe untersucht, hatte im Juli mitgeteilt, dass etwa jeder zehnte eingelieferte Wolf illegal geschossen wurde. «Tatsächlich finden wir sogar in 13,5 Prozent aller untersuchten Wölfe Hinweise auf eine Straftat wie zum Beispiel den illegalen Beschuss, wobei die Tiere nicht immer daran sterben», hieß es. 

Die Zahlen zu den erfassten illegalen Tötungen von Wölfen zeigten, dass eine Bejagung des Wolfs seit dessen Rückkehr vor 25 Jahren schon immer im Verborgenen stattgefunden habe, hatte IZW-Direktor Heribert Hofer gesagt. Seit 2006 wurden dort mehr als 1.000 Wölfe seziert. Die meisten Tiere sterben bei Verkehrsunfällen.

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