Sydney (dpa) – Gefährliche Bullenhaie halten sich wegen steigender Meerestemperaturen immer länger rund um den Hafen und die Strände von Sydney auf – und stellen damit zunehmend eine Gefahr für Schwimmer und Surfer in der Region dar. Eine Studie der James Cook University in Queensland ergab, dass die Raubfische im Sommer etwa 15 Tage mehr vor der Küste der australischen Ostküstenmetropole verbringen als noch vor 15 Jahren.
Bis vor wenigen Jahren zogen die Haie im australischen Winter regelmäßig gen Norden, um mehrere Monate im tropischen Queensland in wärmeren Gefilden zu verbringen. Sie verließen New South Wales meist im April oder Mai und kehrten erst im November zurück.
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Haie über einen Zeitraum von 15 Jahren ihre Sommerquartiere vor der Küste Sydneys in Australien um durchschnittlich einen Tag pro Jahr verspätet verlassen haben», heißt es in der Studie. Zudem sei in den vergangenen Jahren erstmals beobachtet worden, dass Bullenhaie teilweise bereits im Oktober in die Region zurückkehrten. Für ihre Studie haben die Forscher um Nicolas Lubitz das Migrationsverhalten von 92 markierten Bullenhaien über 15 Jahre hinweg verfolgt.
Bleiben Bullenhaie bald das ganze Jahr?
«Die Küste von New South Wales gilt als Hotspot des Klimawandels. Sie weist eine der schnellsten Erwärmungsraten aller Meeresregionen der Welt auf», berichten die Experten. Wenn sich der Trend fortsetze, «könnte es sein, dass in einigen Jahrzehnten Bullenhaie das ganze Jahr über in den Gewässern vor Sydney vorkommen», erklärt Hauptautor Lubitz.
Bullenhaie gelten – wie auch Weiße Haie und Tigerhaie – als eine der gefährlichsten Haiarten der Welt. Sie werden etwa zweieinhalb Meter lang und als extrem aggressiv und unberechenbar eingestuft.
Zuletzt mehrere Angriffe
Erst im März war eine Frau südlich von Sydney von einem Hai attackiert und schwer am Bein verletzt worden. Augenzeugen zufolge waren in der Region zuvor Bullenhaie gesichtet worden. Auch Januar 2024 war eine Frau im Hafen von Sydney beim Schwimmen in Ufernähe schwer am Bein verletzt worden – wahrscheinlich ebenfalls von einem Bullenhai.
Sydney ist die bevölkerungsreichste Stadt Australiens und bei Touristen aus aller Welt beliebt. Die Wahrscheinlichkeit, in Australien oder anderswo von einem Hai gebissen zu werden, sei im Allgemeinen aber sehr gering, betont Lubitz. Die Menschen müssten sich jedoch der zunehmenden Präsenz von Bullenhaien in der Region bewusst sein.