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«Enorme Chance für Klimaschutz» – BUND setzt auf nasse Moore

Hannover/Meppen (dpa/lni) – Natürliche Klimaschutzmaßnahmen wie die Wiedervernässung von Mooren sollte die neue Bundesregierung stärker vorantreiben – das fordert der Umweltschutzverband BUND. «Niedersachsen hat hier besondere Potenziale», sagte die Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Susanne Gerstner. 

Mit mehr als 70 Prozent der Hochmoorflächen sei Niedersachsen das moorreichste Bundesland. Intakte, nasse Moore sind natürliche Kohlenstoffspeicher. 

Der BUND erneuerte auch seine Forderungen nach einem schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien und bekräftigte das Aus von fossilen Energieträgern wie Gas und Kohle. Die geplante Erdgasförderung vor Borkum und den Bau weiterer Importterminals für Flüssigerdgas (LNG) sehen die Umweltschützer kritisch. 

Zu wenig gesprochen werde aber über Chancen durch natürliche Klimaschutzmaßnahmen, sagte Gerstner. Intakte Ökosysteme wie nasse Moore, naturnahe Wälder und Salzwiesen an den Küsten könnten größere Mengen des klimaschädlichen CO2 aus der Atmosphäre binden und speichern. Außerdem dienten sie als Wasserspeicher und für den Schutz der Biodiversität. 

Forderung nach Erhalt von Aktionsprogramm

Von der neuen Bundesregierung erwartet der BUND deshalb, die 3,5 Milliarden Euro aus dem laufenden Aktionsprogramm für Natürlichen Klimaschutz bis 2028 zu halten und im besten Fall noch zu vergrößern. Bis Ende 2024 waren aus dem Programm bisher 1,2 Milliarden Euro bundesweit in Projekte geflossen. 

Einen entscheidenden Hebel sehen die Umweltschützer künftig darin, Moore wieder zu vernässen. Denn der Großteil der Moore ist etwa für eine landwirtschaftliche Nutzung entwässert und damit nicht mehr intakt. 

Wenn Wasserstände angehoben werden, bleibt der in Mooren gespeicherte Kohlenstoff erhalten und wird nicht in die Atmosphäre abgegeben. «Auf der einen Seite eine riesige Herausforderung, andererseits auch eine enorme Chance für den Klimaschutz in unserem Land», sagte Gerstner. 

Geld und Unterstützung würden nicht nur etwa für die Wiedervernässung von Flächen, sondern auch für den Aufbau neuer Wertschöpfungsketten benötigt. «Wir müssen auch die notwendige Transformation, das betrifft in Niedersachsen vor allem unsere Moorregionen, vorantreiben und unterstützen», sagte die BUND-Vorsitzende. Statt um Ackerbau und Grünland werde es auf wiedervernässten Flächen um den Anbau von Rohrkolben und Schilf gehen. Solche Materialien könnten als nachhaltige Bau- und Dämmstoffe dienen.

Wie man Planungssicherheit und Perspektiven für Betriebe schaffen könne, die noch ackerbaulich oder mit Intensivgrünland wirtschafteten, werde eine große Herausforderung sein, sagte Gerstner. Nötig sei dafür auch eine Landesstrategie für den natürlichen Klimaschutz. Diese fehle bislang jedoch.

Umweltminister: Niedersachsen hat besondere Verantwortung

Niedersachsens rot-grüne Landesregierung hat sich als Ziel gesetzt, den Moorschutz zu stärken, um Treibhaus-Emissionen zu senken. Dazu sollen möglichst viele landeseigene Moorflächen wieder vernässt werden. Laut BUND machen die Emissionen allein aus den Moorflächen einen Anteil von 18 Prozent an den gesamten Treibhausgas-Emissionen im Bundesland aus. 

«Als führendes Moorland hat Niedersachsen eine besondere Verantwortung für den Klima- und Naturschutz in Mooren», sagte Umweltminister Christian Meyer (Grüne) laut einer Mitteilung bei einem Besuch der Zentrale der Staatlichen Moorverwaltung in Meppen im Emsland. «Auf unseren landeseigenen Moorflächen kommen wir unserer Vorbildfunktion nach und werden die Wiedervernässung noch besser entwickeln und verwirklichen», sagte er weiter. 

In einer Studie ließ das Land bereits untersuchen, welche Flächen sich dafür eignen. Die Landesregierung sei mit dieser Potenzialstudie grundsätzlich auf dem richtigen Weg, heißt es vom BUND. «Aber was uns tatsächlich fehlt, sind die Schlussfolgerungen daraus», sagte Landesvorsitzende Gerstner. Bislang fehlten konkrete Maßnahmen, Mittel und Prioritäten. 

Laut dem Umweltministerium wird neben der Potenzialstudie zurzeit noch an einem weiteren Baustein für den landesweiten Moorschutz gearbeitet. Geplant ist, das Programm «Niedersächsische Moorlandschaften» von 2016 weiterzuentwickeln, das dem Schutz und der Entwicklung von Mooren dient.

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