Schwerin (dpa/mv) – Die Umweltschutzorganisation BUND hat davor gewarnt, dem Bau von Freiflächen-Solaranlagen in Mecklenburg-Vorpommern zu viele landwirtschaftlich genutzte Flächen zu opfern. Stattdessen gehörten Sonnenkraftwerke in erster Linie auf Gebäude und bereits versiegelte oder vorbelastete Flächen wie Gewerbebrachen, Parkplätze oder geschlossene Deponien. «In Mecklenburg-Vorpommern können Solaranlagen mit 5700 MW Leistung auf und neben Gebäuden und – nach unseren Schätzungen – auf 6000 bis 8000 Hektar Industriebrachen der Kommunen installiert werden», sagte BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag. Diese Potenziale müssten besser als bisher genutzt werden. So würden bislang auch weniger als 50 von über 1000 landeseigenen Gebäuden für Solaranlagen genutzt.
«Wir sind mit Konflikten in den Naturräumen und einer sinkenden Akzeptanz konfrontiert. Darum muss das Land jetzt den Ausbau auf Freiflächen überwachen und auf maximal 10.000 Hektar begrenzen», sagte Cwielag und forderte vom Land klare Regeln. Die Grundlage könne das Klimaschutzgesetz bieten. Doch das lasse weiter auf sich warten. Der zunächst für Ende 2023 angekündigte Gesetzentwurf wird nach Angaben der Landesregierung voraussichtlich erst mit einjähriger Verspätung Ende 2024 vorliegen.
Cwielag mahnte jedoch schon jetzt eine bessere Steuerung bei der Bereitstellung von Freiflächen für Solaranlagen an. Vorrangig sollten zunächst nachhaltig geschädigte Standorte genutzt werden, erst danach Agrarflächen mit geringer Bodenqualität oder hoher Nitratbelastung. «Schutzgebiete und Grünland müssen für Großanlagen ausgeschlossen bleiben. Grundsätzlich sollte verpflichtend geprüft werden, ob versiegelte Vorrangflächen zur Verfügung stehen, wenn Solarprojekte außerhalb von Ortslagen geplant werden», sagte Cwielag.
Um bis 2035 Klimaneutralität zu erreichen, hält der BUND für Mecklenburg-Vorpommern einen jährlichen Zubau von rund 1500 MW Solarenergie für erforderlich. Die aktuell im Land installierte Leistung liegt nach Branchenangaben bei knapp 4000 MW. Bundesweit hatte der Zubau 2023 mit 14.600 MW einen neuen Rekordwert erreicht.
Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) hatte bereits deutlich gemacht, dass er bei der Bodennutzung der Lebensmittelproduktion den Vorrang gebe. Flächen von hoher Qualität müssten der landwirtschaftlichen Produktion vorbehalten bleiben. Doch zeigte er sich offen für eine Doppelnutzung, etwa durch Solaranlagen auf höheren Ständerkonstruktionen. Backhaus plädierte zudem dafür, besonders trockene Böden, die im Zuge des Klimawandels kaum noch Erträge versprächen, oder auch wiedervernässte Moore als Standorte für Solaranlagen zu nutzen. Letzteres sieht der BUND allerdings kritisch wie auch den Einsatz hoher Stahlträger.
Energieminister Reinhard Meyer (SPD) hatte im Landtag eingeräumt, dass Mecklenburg-Vorpommern als Bundesland mit der längsten Sonnenscheindauer das Potenzial längst noch nicht ausgeschöpft habe. Den Angaben für das Jahr 2021 zufolge stammten etwa elf Prozent des im Nordosten erzeugten Stroms aus Solaranlagen. In Bayern war der Anteil mit 22,6 Prozent doppelt so hoch.