Stuttgart (dpa/lsw) – Der Feldhase galt als gefährdete Spezies – nun hat er sich wieder prächtig vermehrt. Nach Angaben des Jagdverbandes und nach einer Untersuchung der Wildforschungsstelle Aulendorf (Kreis Ravensburg) hoppelten im vergangenen Jahr sogar so viele Langohren auf Feldern, Wiesen und Äckern in Baden-Württemberg herum wie nie zuvor sei Beginn der Zählungen 1997.
Grund ist vor allem das zurückliegende trockene und warme Frühjahr, das optimale Startbedingungen für den Hasen-Nachwuchs bereitet hat. Denn der Frühling ist eine wichtige Geburtenzeit der Feldhasen.
Erstmals mehr als 20 Feldhasen
Nach den Aufzeichnungen der Experten vom Bodensee wurden mit 20,4 Feldhasen pro Quadratkilometer im Frühjahr erstmals seit Beginn der Feldhasenzählungen durch die Wildforschungsstelle ein Wert über 20 Individuen erreicht. Die Studien zeigten zudem, dass besonders viele Feldhasen bis in den Herbst hinein überlebt haben.
«Aus dieser Population speist sich dann wieder die Generation im folgenden Frühjahr», teilte die Wildforschungsstelle mit. Treiber sei hier vor allem der Nachwuchs. «Je mehr überleben und selbst in ein fortpflanzungsfähiges Alter kommen, desto mehr kann eine Population ansteigen.»
Nicht unbedingt Gewinner des Klimawandels
Ist der Feldhase also ein Gewinner der Klimakrise? Nicht unbedingt, sagt René Greiner, Hauptgeschäftsführer des Landesjagdverbands. Höhere, klimawandelbedingte Durchschnittstemperaturen könnten zwar Fortpflanzung und Bestand verbessern. «Aber dieser Trend muss nicht zwingend anhalten, etwa, wenn im Zuge des Klimawandels auch Extremwetter-Ereignisse zunehmen oder wenn sich durch lange Dürreperioden die Nahrungsqualität verschlechtert.»
Bedroht werden Feldhasen auch weiterhin durch Flächenversiegelung und intensivierte Landwirtschaft sowie durch Krankheiten und unter anderem auch durch Füchse. «Einer Kombination von günstiger Witterung, besserem Lebensraum und geringeren Verlusten durch Fressfeinde ist es zu verdanken, dass sich die Feldhasen derzeit auf breiter Fläche erholt haben», erklärt Greiner.
Feldhasen werden im Scheinwerferlicht gezählt
Seit dem Jahr 1997 wird die Feldhasenpopulation durch die Wildforschungsstelle in Kooperation mit dem Landesjagdverband erfasst. Jägerinnen und Jäger zählen die Tiere ehrenamtlich je ein- bis zweimal im Frühjahr und im Herbst bei einer sogenannten Scheinwerfertaxation in ihren Jagdbezirken. Dabei werden festgelegte Routen mit einem Auto abgefahren, definierte Areale abgeleuchtet und die somit erfassten Feldhasen gezählt.
Im Jahr zuvor waren in Baden-Württemberg laut Landesjagdverband im Schnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer gezählt worden. Im Frühjahr 2022 hatten die Jägerinnen und Jäger bei nächtlichen Stichprobenzählungen sogar nur noch im Schnitt 14 Langohren gezählt, im Jahr zuvor waren es 16 gewesen.
Die meisten Feldhasen in der badischen Rheinebene
Feldhasen sind in Deutschland nahezu flächendeckend verbreitet, selbst in Waldgebieten und urbanen Lebensräumen wie Berlin kommen sie vor. Zwischen den sechs deutschen Großlandschaften gibt es aber Unterschiede bei den Beständen.
Mit im Schnitt 28 Feldhasen pro Quadratkilometer ist der Bestand im nordwestdeutschen Tiefland, also von der dänischen Grenze bis ins nördliche Rheinland, am dichtesten. In den südwestdeutschen Mittelgebirgen – also ein Gebiet, das deutlich größer ist als Baden-Württemberg – sind es laut Jagdverband 23 Feldhasen und damit sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor. Seltener zu finden sind die Langohren im nordostdeutschen Tiefland und im Alpenvorland.
Im Südwesten leben die meisten Feldhasen in der badischen Rheinebene sowie im Donau-Iller-Lech-Raum. Die niedrigsten Hasenzahlen liegen im Hochrheingebiet und im oberschwäbischen Hügel- und Moorland.