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Deponie als Futterquelle – Störche überwintern in MV

Rostock (dpa/mv) – Störche überwintern auch in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend und gehen dabei neue Wege. Nach Aussage des Rostocker Weißstorch-Experten Stefan Kroll ist in diesem Jahr erstmals ein Storch in Dummerstorf bei Rostock geblieben, der seine Nahrung auf einer nahegelegenen Mülldeponie gesucht habe. «Das ist für mich neu», sagte Kroll, der den Rostocker Raum als Storch-Experte seit ungefähr 20 Jahren betreue.

«In jedem Fall steht damit fest, dass wir nun erstmals überhaupt in unserem Betreuungsgebiet Bad Doberan/Rostock einen überwinternden Storch haben», hieß es auf der Website des Betreuungsgebietes.

Störche überwintern bei Tierparks 

Andere Fälle, in denen Störche im Umfeld von Tierparks überwinterten, seien schon länger bekannt. So hielten sich die Vögel etwa nahe dem Vogelpark Marlow (Vorpommern-Rügen) auf. «Die fliegen gar nicht weg, sind im Winter also durchgängig hier und erfreuen sich dann der Fütterung der Vogelpark-Störche, die ja überwiegend invalide sind und gar nicht wegfliegen können.»

Unter anderem wegen des Klimawandels fliegen auch Mecklenburg-Vorpommerns Störche für den Winter teils weniger weit weg, kehren früher zurück oder bleiben gleich ganz im Nordosten. Die Vögel machten nach und nach die Erfahrung, dass die Winter hierzulande nicht mehr so streng seien und versuchten dann Energie zu sparen. «Dann fliegt man eben nicht mehr bis nach Afrika.»

Anrufe besorgter Menschen

Im Vergleich zu anderen Bundesländern sei dieser Trend aber noch schwächer ausgeprägt. Weil Bürgerinnen und Bürger nicht gewohnt seien, im Winter Störche zu sehen, machten sie sich häufig Sorgen. «Wir kriegen öfter solche Anrufe, die gut gemeint sind. Die aber in der Regel auch nicht unbedingt notwendig sind.» Die Tiere wüssten in der Regel schon, was sie tun.

Der Fokus auf Deponien sei für Störche nicht gänzlich neu. «Wenn die unterwegs sind auf dem Zug nach Südeuropa oder bis nach Afrika, dann kommen sie oft an solche Deponien und holen sich da regelmäßig ihre Futtereinheiten», erklärte der Experte. «Das ist also ein ganz übliches Verhalten und das wird sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren auch weiter verstärken.»

Die meisten Störche kommen später nach MV

Auch für die Störche, die weiterhin in den Süden fliegen, hat laut Kroll die Rückreise begonnen. «Die Masse der Störche in Mecklenburg-Vorpommern wird erst Ende März, Anfang April oder im April eintreffen, weil die Masse der Störche ist nach wie vor auf der Ostroute unterwegs, also in Afrika.» Inzwischen überwinterten viele Tiere aber auch in Spanien oder Frankreich. Diese Vögel hätten nur einen relativ kurzen Weg. Wenn das Wetter mitspiele, kämen diese Exemplare teils schon im Januar und Anfang Februar zurück.

In diesem Jahr seien schon vor rund einem Monat Rückkehrer im Landkreis Ludwigslust-Parchim gemeldet worden. «Diese Störche sind offensichtlich in diesem Jahr einen Monat früher zurückgekommen.»

«Deponie-Storch» verendet

Für den «Deponie-Storch» bei Rostock war es unterdessen der letzte Winter. «Der Dummerstorfer „Winterstorch“ lebt leider nicht mehr», hieß es in einer Mitteilung auf der Website des Betreuungsgebietes vom Donnerstagabend. Er sei am Tag zuvor in einem Regenrückhaltebecken gefunden worden, in das er sich seit Monaten zurückgezogen habe. Der Fund deute darauf hin, dass er im dünnen Eis eingebrochen und ertrunken sein könnte. «Denkbar sind natürlich auch diverse andere Ursachen, etwa eine Erkrankung.» Der nicht beringte Altvogel sei der erste Storch in dem Betreuungsgebiet gewesen, der eine Überwinterung angestrebt habe.

Kroll hatte schon vor der letztendlichen Bestätigung gesagt, ein solcher Tod habe nicht unbedingt damit zu tun, dass das Tier hiergeblieben ist. Zum mutmaßlichen Einbruch ins Eis sagte er: «Das passiert auch andernorts in Europa.»

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