Close

Frankfurt/Groß-Gerau (dpa/lhe) – Gigantische Mengen Trinkwasser fließen Jahr für Jahr in den Rhein-Main-Ballungsraum. Im Bereich des zuständigen Regierungspräsidiums in Darmstadt lag der Wasserverbrauch nach der aktuellsten Wasserbilanz für das Jahr 2023 im Durchschnitt bei 120 Litern pro Einwohner am Tag. 

Milliarden Liter Wasser in den Netzen

Im Regierungsbezirk mit seien gut vier Millionen Einwohnern wurden durch die Kommunen im Rhein-Main-Gebiet und Südhessen zur Eigenversorgung 230.087.607 Kubikmeter in die Netze eingespeist. Knapp 63 Millionen Kubikmeter förderten sie selbst, der Rest kam von Versorgern über ihr Leitungssystem. Der Durst der Region war auch Gegenstand juristischer Auseinandersetzung. Die Angst von Umweltschützern: Das aus dem hessischen Ried abgepumpte Grundwasser könnte zu Schäden führen.

21 Wasserwerke versorgen Menschen in Rhein-Main

Hessenwasser als Versorger liefert für rund 2,4 Millionen Menschen in Rhein-Main mit Trinkwasser. Dazu verlaufen unter der Region 337 Kilometer Leitungen, die das Wasser aus den 21 Wasserwerken im Umland in Städte wie Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt sowie weitere kleinere 50 Kommunen bringen. 

Der Bedarf ist groß: rund 112 Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr nach eigenen Angaben alleine von Hessenwasser geliefert. Das Wasser stammt vor allem aus dem südhessischen Ried, dem Vogelsberg und dem Spessart. 

Mit 35 Kilometern ist die Riedleitung das Kernstück dieses Netzes. Die Leitungen wurden bereits in den 1960er Jahren verlegt und müssen dringend erneuert und erweitert werden. Dem Regierungspräsidium Darmstadt zufolge fließen rund 40 Prozent der Trinkwasserversorgung für das Rhein-Main-Gebiet durch die Riedleitung.

Neue Leitungen im Bau

Um die Versorgung sicherzustellen, wird derzeit von Hessenwasser eine neue, zweite Riedleitung gebaut. Ein Mammutprojekt mit Millionenvolumen.

  • Bauabschnitt Nord ist schon in Betrieb: vier Kilometer zwischen Rüsselsheim-Haßloch und Raunheim. Die neue Leitung verläuft parallel zur alten. Kosten: 8 Millionen Euro.
  • Bauabschnitt Süd ist genehmigt. 17 Kilometer vom Wasserwerk Allmendfeld bis Riedstadt-Wolfskehlen. Hier muss eine neue Trasse gebaut werden, das heißt: Die Leitungen müssen unter Straßen, Bächen, Gleisen hindurchgeführt werden. Die Kosten werden auf 90 Millionen Euro geschätzt. Ende März wurde der erste Spatenstich gesetzt.
  • Bauabschnitt Mitte ist noch im Antragsverfahren. Das sind die 16 Kilometer für den Lückenschluss zwischen Riedstadt-Wolfskehlen und Rüsselsheim-Haßloch. 

Juristische Auseinandersetzung um Wasserentnahme

Der Streit um die Wasserentnahme im Ried hatte 2024 sogar den Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VHG) in Kassel beschäftigt. Geklagt hatte die Umweltschutzorganisation BUND. Sie sah Wälder bedroht, weil ihnen durch die Grundwasserentnahme der Grundwasseranschluss genommen werde.

In dem jahrelangen Rechtsstreit ging es konkret um die Entnahme von Grundwasser aus 13 Brunnen im Jägersburger Wald sowie aus sechs Brunnen im Lorscher Wald. Das Gericht wies die Klage des BUND ab: Die genehmigte Förderung sei mit Naturschutzrecht vereinbar. 

Rheinwasser soll Grundwasserspiegel halten

Um die Grundwasserentnahme auszugleichen, wird im Ried auch aufbereitetes Rheinwasser zur Stabilisierung benutzt. Zuständig ist dem Regierungspräsidium zufolge der Wasserverband Hessisches Ried der Wasser bei Biebesheim entnimmt und mit sogenannten Infiltrationsanlagen die Grundwasserentnahme ausgleicht. So soll auch in Trockenzeiten die Trinkwasserversorgung gesichert und der Grundwasserspiegel stabilisiert werden. Ein Absinken dieses Spiegels habe in der Vergangenheit unter anderem Rissschäden an Gebäuden geführt. In nassen Jahren wird die Entnahme von Rheinwasser reduziert oder ausgesetzt, damit es nicht zu Vernässungen von Siedlungsgebieten kommt.