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Wasbek (dpa/tmn) – Diabetes ist nicht nur bei Menschen tückisch, auch für Katzen kann die Stoffwechselkrankheit verheerende Folgen haben. Zudem bleibt sie oft lange Zeit unbemerkt. Denn die Symptome sind wenig offensichtlich: mehr Durst, mehr Hunger und Gewichtsverlust. «Wir haben Studien durchgeführt, danach ist etwa eine von 200 Katzen von Diabetes betroffen», sagt Prof. Stijn Niessen vom Royal Veterinary College in London, der zu diesem Thema forscht. Betroffen sind oft ältere und übergewichtige Tiere, meist sind es reine Wohnungskatzen.

Der klassische Katzenpatient leidet am Typ 2-Diabetes. Der Körper reagiert nicht mehr ausreichend auf Insulin. Doch dieses benötigt er, um Zucker zu verarbeiten. Ohne Insulin bleibt der Zucker im Blut, es entsteht ein entsprechender Mangel in den Organen. Auf der Suche nach Ersatz für die entgangene Energiequelle verwertet der Körper notgedrungen andere Stoffe wie Eiweiß oder Fett. 

Ohne Behandlung schreitet die Krankheit fort, die Tiere können stark abmagern, ins Koma fallen und letztlich auch daran sterben. Bei einer frühzeitigen Behandlung kann Diabetes dagegen etwa bei der Hälfte der Patienten sogar heilbar sein.

Wie wird Diabetes bei Katzen diagnostiziert?

Über eine Blut- und eine Urinuntersuchung kann ein Tierarzt die sogenannte Zuckerkrankheit feststellen. Wie beim Menschen muss den erkrankten Katzen Insulin zugeführt werden. Doch da zunächst keiner weiß, wie viel Insulin der Körper noch selbst produziert, ist es aufwendig, die richtige Dosierung zu finden.«Man muss den Verlauf des Blutzuckerspiegels nach der Gabe von Insulin über den Tag hinweg untersuchen», sagt Tierarzt Michael Frahm von der Kleintierklinik in Wasbek (Schleswig-Holstein).

Für die Untersuchung können die Katzen beim Tierarzt bleiben, dort wird alle zwei Stunden der Blutzuckerspiegel gemessen. Wer es sich zutraut, kann diese Untersuchungen selbst zu Hause durchführen – vorausgesetzt, es ist ein braves Tier. Denn der Katze wird hierfür ins Ohr gepikst, dann wird der entsprechende Wert mit einem Handmessgerät abgelesen. 

Alternativ kann wie bei an Diabetes erkrankten Menschen vorübergehend ein Sensor auf der Katzenhaut angebracht werden, der kontinuierlich den Zuckergehalt misst. «Vielen Katzen macht das gar nichts aus», sagt Stijn Niessen. Der Tierarzt kann dann auf seinem Computer nachschauen, wie sich der Blutzuckerspiegel im Laufe des Tages entwickelt hat und die Medikation entsprechend einstellen. 

Behandlung: Ernährungsumstellung und Medikamente

Auch bei der Behandlung braucht man einen langen Atem. Die Ernährung sollte auf ein kohlenhydratarmes und proteinreiches Futter umgestellt werden, um das Gewicht zu reduzieren. Im Handel und bei den Tierärzten wird entsprechende Katzennahrung angeboten. Auf das Wort «Diät» auf der Futterpackung sollte man sich allerdings nicht verlassen. Ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffe und ein Gespräch mit dem Tierarzt können helfen. Ob die Katze von dem Diätfutter begeistert sein wird, ist fraglich, die Tiere haben auch beim Futter meist ihre eigene Vorstellung. 

Das Tier braucht zudem Medikamente. Lange Zeit gab es nur die Möglichkeit, ihm zweimal am Tag möglichst jeweils zur gleichen Uhrzeit Insulin zu spritzen, um den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten. «Das ist für viele Katzenbesitzer eine große Herausforderung», sagt Frahm. «Sie trauen sich das Spritzen nicht zu.» Zudem ist man durch die Medikamentengabe zweimal täglich zeitlich sehr angebunden. Wenn man im Urlaub ist, muss man jemanden finden, der dem Tier regelmäßig die Spritze gibt.

Einfachere Therapie: Sirup statt Spritze

Seit diesem Jahr wird eine deutlich einfachere Therapiemöglichkeit auf dem Markt angeboten, und zwar eine orale Gabe. Dabei handelt es sich um sogenannte SGLT-2-Inhibitoren, die auch für die Behandlung von zuckerkranken Menschen genutzt werden. Die Flüssigkeit wird den Tieren einmal am Tag ins Futter gemischt. «Es ist süß, das schmeckt den meisten Katzen gut», so der Fachmann. Alternativ kann es den Tieren direkt ins Maul gespritzt werden. 

Im Gegensatz zu der Behandlung mit Insulinspritzen besteht bei dem neuen Medikament nicht das Risiko einer Überzuckerung. Es sind weniger Kontrolluntersuchungen nötig: Überschüssige Glukose wird einfach über den Harn ausgeschieden. Allerdings ist dieses neue Medikament nicht für alle Tiere die erste Wahl. Ist die Krankheit bereits zu fortgeschritten, sollte es nicht eingesetzt werden, so Frahm. 

Mehr Bewegung für Wohnungskatzen

Die Ursachen für Diabetes bei Katzen sind bisher nicht erforscht. «Man geht wie beim Menschen von einer genetischen Disposition in Verbindung mit einem entsprechenden Lebenswandel aus», sagt Tierarzt Frahm. Tierhalter sollten dafür sorgen, dass ihre Katze nicht zu dick wird. Dies ist vor allem bei reinen Wohnungskatzen ein Thema, die sich meist deutlich weniger bewegen als Freigänger. Mit Spielen oder dem Verstecken von Leckerlis kann für mehr Schwung im Leben der Stubentiger gesorgt werden.

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