New York (dpa) – So richtig einladend ist der Park noch nicht. Hinweisschilder gibt es nur wenige. Der Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Manhattan aus ist weit. Und mit dem Auto müssen sich Besucher und Besucherinnen mühsam zu einer Abbiegung zwischen Autobahn, Lagerhalle und Hotel im auf einer Insel vorgelagerten Stadtteil Staten Island navigieren, bevor sie an eine große rostfarbene Säule gelangen: «Freshkills Park».
Auf dem vorgelagerten Parkplatz stehen trotz Wochenendes und des sonnigen Herbstwetters nur einige wenige Autos – aber das wird sich ändern, sagt Sue Donoghue, Chefin der New Yorker Grünflächen-Behörde. «Hier geht es um die Wiedergeburt eines Ortes, der in der Vergangenheit so negative Konnotationen hatte und jetzt wird das genau das Gegenteil werden.»
Müll höher als die Freiheitsstatue
Mehr als 50 Jahre lang war hier mitten in Staten Island die – nach Angaben von Donoghues Behörde – zeitweise größte Müllkippe der Welt. Ein Salzwasser-Sumpf, in dem Kinder im Sommer schwimmen gingen, wurde 1948 zur Mülldeponie umgewandelt. Bis 2001 landeten dort hauptsächlich per Schiff insgesamt rund 150 Millionen Tonnen Abfall, größtenteils aus den Haushalten der Millionenmetropole New York. Der Müll türmte sich nach und nach zu Bergen auf, teils höher als die – nicht weit entfernt auf einer anderen Insel im Hafen von New York aufragende – Freiheitsstatue.
Mit dem Müll kamen Gestank, Verkehr – und ein schlechter Ruf für Staten Island, das bis heute vielen als «fünfter und vergessener Stadtteil von New York» gilt. Die ganze Insel sei eine einzige Müllkippe, spotteten Bewohner anderer Stadtteile häufig. 2001 gelang die von Aktivisten jahrzehntelang geforderte Schließung der Deponie, schon damals mit der Hoffnung, das Gelände in einen öffentlichen Park verwandeln zu können. Mehr als 20 Jahre später hat nun das erste Teilstück für Besucher aufgemacht. «Was einmal ein Schandfleck war, wird nun ein Weltklasse-Park», sagte Bürgermeister Eric Adams vor Kurzem bei der feierlichen Eröffnungszeremonie.
Das erste Teilstück, der «North Mound», sieht auf den ersten Blick aus wie ein ganz normaler Park: Wiesen, Bäume, ein See, ein Ausguck für Vogelbeobachter, Bänke und etwa ein Kilometer Wege für Spaziergänger und Fahrradfahrer. Laut der offiziellen Informationsbroschüre gibt es hier unter anderem Rehe, Reiher, Schildkröten und Goldrauten.
Kein Gestank mehr
Erst die Vorher-Fotos, die die Parkbehörde an mehreren Schau-Tafeln angebracht hat, machen deutlich, wie viel sich hier verändert hat. Haufenweise Müll lag hier herum, darüber kreisten Möwen und andere Vögel auf der Suche nach Essbarem. Nach jahrzehntelanger Arbeit von Spezialisten, die die Müllberge speziell versiegeln und die Ansiedlung von Pflanzen darauf teilweise überhaupt erst möglich machen mussten, lässt sich davon heute überhaupt nichts mehr erkennen. Es riecht noch nicht einmal mehr nach Abfall.
Der «North Mound» ist allerdings erst der Anfang, nur etwa ein Prozent der ganzen Fläche, die der «Freshkills Park» einmal einnehmen soll – fast dreimal so groß wie der Central Park soll er werden. Das ist noch viel Arbeit, erst bis 2036 soll der ganze Park geöffnet sein. Das erste geöffnete Teilstück hat viele Besucher aber schon überzeugt. «Das ist ein toller Park zum Fahrradfahren», sagt ein Mann. «Nicht zu glauben, dass dies mal die größte Müllhalde der Welt war.»