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Eichenprozessionsspinner – Befall «überrumpelt» Experten

Parchim/Rostock (dpa/mv) – Eine unerwartet starke Ausbreitung des potenziell gesundheitsgefährdenden Eichenprozessionsspinners hat die Behörden überrascht. «Sowohl die Verbreitung der Art in der Fläche als auch die Befalldichte – Anzahl Nester je Baum – haben in diesem Jahr ein Niveau erreicht, das in Mecklenburg-Vorpommern noch nie dokumentiert wurde», teilte der traditionell besonders betroffene Landkreis Ludwigslust-Parchim mit.

Nachdem die Schmetterlingsraupen dort zuletzt 2023 per Hubschrauber durch das Versprühen eines Biozids bekämpft wurden, ist dies im kommenden Jahr nach Aussage des Experten Kai Gloyna vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) wahrscheinlich wieder notwendig. «Das wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, einfach weil wir einen so massiven Befall haben.» Für dieses Jahr sei es schon zu spät, weil die Raupen bereits verpuppt seien und den Wirkstoff nicht mehr fressen würden.

Entfernung von Nestern aufwendig

Die mikroskopisch kleinen Brennhaare der Raupen können beim Menschen stark juckende allergische Hautreaktionen sowie Entzündungen an den Augen hervorrufen. Auch die oberen Atemwege können betroffen sein. Die Raupen sollte man daher nicht berühren. In Kontakt mit den Brennhaaren kann man allerdings auch durch Verwehungen kommen.

Die derzeit erhobenen Daten seien die Grundlage für die vorsorgliche Bekämpfung im kommenden Frühjahr, sagte Gloyna. Wo es aktuell einen starken Befall gebe und die Bevölkerung gefährdet sei, etwa an Badestellen oder Kindergärten, würden derzeit die Nester entfernt. Das hieße, man müsse auch bei der Hitze in teils mehrlagige Vollschutzanzüge steigen. Diese Arbeit sei aufwendig und sehr teuer, gerade bei großen Bäumen. 

Experten «überrumpelt»

Gloyna sagte, man sei von der aktuellen Entwicklung «überrumpelt» worden. «Auf Basis der Daten, die wir im letzten Jahr hatten, war das tatsächlich nicht zu erwarten.» Zudem sei bislang nicht klar, welche Faktoren maßgeblich die Ausbreitung steuerten. Der Eichenprozessionsspinner breite sich von Südwesten nach Nordwesten aus. Auch angrenzende Landkreise wie Mecklenburgische Seenplatte oder Nordwestmecklenburg seien betroffen.

Ältere Daten aus Brandenburg auf Basis von Abfragen bei Ärzten zeigen laut Gloyna, dass der Leidensdruck in Befallsgebieten sehr hoch ist. «Sie müssen sich vorstellen, dass sie dann, wenn sie Eichen auf dem Grundstück oder als Straßenbegleitgrün haben und dort die Raupen hoch und runter kriechen, dass Sie dann nachts also die Fenster nicht öffnen können, keine Wäsche trocknen können.»