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Fisch-Alarm in Utrecht: Klingel hilft beim Durchschwimmen

Utrecht (dpa) – Eine Türklingel für Fische macht im Internet Furore: In der niederländischen Stadt Utrecht gibt es an einer historischen Schleuse eine digitale Klingel, um Fischen freien Zug durch die Grachten zu verschaffen. Mit Hilfe einer Unterwasserkamera mit Internetanschluss kann jeder live sehen, ob Fische vor der Schleuse sind. Wenn ja, können Zuschauer auf den virtuellen Klingelknopf drücken und das Signal zum Öffnen der Schleuse geben. 

Weltweit schauten im vergangenen Jahr fast drei Millionen Menschen zu und hielten nach Fischen Ausschau. Die Ökologen bekommen sogar Berichte aus Australien und den USA. «Es ist eine Art Slow-TV», sagt die Utrechter Stadtökologin Ökologin Nijs. «Viele finden das eine positive Geschichte, und sie können auch selbst etwas für die Natur tun.»

Schleuse kann nur per Hand geöffnet werden

Jedes Frühjahr ziehen tausende von Fischen durch die Grachten zum Krummen Rhein, einem Arm des Niederrheins, erklärt Nijs. «Sie wollen in wärmerem Wasser ihre Eier ablegen». 

Doch in Utrecht versperrt ihnen die 400 Jahre alte Weerdsluis den Weg. Die Schleuse kann nur mit der Hand geöffnet werden und das geschieht normalerweise nur, wenn Boote durchfahren wollen. Das aber ist im Frühjahr nur selten der Fall. 

Fische sind leichte Beute 

Die Fische hätten keine Wahl, sagt die Biologin. Es gebe nur diesen Durchlass. «Die Fische warten vor dem Tor und sind so leichte Beute etwa für Vögel.» Außerdem würden die Fische viel Zeit und Energie verlieren. 

Die Klingel gibt es seit fünf Jahren und ist nach Angaben der Betreiber weltweit die erste ihrer Art. Fisch-Alarm per Klingelknopf sei zwischen Anfang März und Ende Mai möglich. 

Ein Ökologe kam auf die Idee mit der Unterwasserkamera und dem Livestream. Nun kann jeder sehen, wer sich vor den schweren Toren tummelt: Barsche, Karpfen, Hechte und manchmal sogar ein Aal. Je wärmer es wird, umso mehr Fische kommen. 

Klingelstreich 

Tagsüber passiert nicht viel, dann sieht man vor allem graugrünes Wasser und ab und zu ein paar Blasen. Die besten Chancen hat man morgens früh und abends.

Natürlich gibt es auch Klingelstreiche, sagt die Ökologin. Aber Zuschauer alarmieren auch nicht direkt den Schleusenwärter. Mit dem Betätigen der Klingel wird zunächst automatisch ein Screenshot an die Ökologen geschickt. Gibt es einen Treffer, informieren sie den Schleusenwärter. Der öffnet mit der Hand die Tore und lässt die Tiere durch. «Das ist auch nicht für jeden einzelnen Fisch, sondern ein paarmal pro Woche.»

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