Germersheim/Mainz (dpa/lrs) – Was piept, singt und fliegt in Rheinland-Pfalz? Zunächst als räumlich begrenztes Pilotprojekt läuft im Land ein neu konzipiertes Vogelmonitoring an. Ziel ist es, mehr über die Vogelbestände zu lernen – also über Brut-, Rast- und Zugvögel. Wie ändert sich deren Verhalten und wie können sie möglicherweise besser geschützt werden?
Los geht es mit jährlichen Zählungen und Beobachtungen zunächst in zehn der insgesamt 57 Vogelschutzgebiete im Bundesland – zunächst zwei Jahre lang. Danach soll das Verfahren in all diesen Gebieten angewandt werden. Die Vogelschutzgebiete machen 12,2 Prozent der Landesfläche aus.
Auftakt am Altrhein mit Ministerin Eder
Von Anfang an dabei ist das Vogelschutzgebiet «Rußheimer Altrhein» in der Nähe von Germersheim im Süden. In dem Areal, das Lebensraum etwa für Beutelmeisen, Blaukehlchen, Drosselrohrsänger, Purpurreiher, Wasserrallen und Zwergdommeln ist, machte sich Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) ein Bild davon.
Koordiniert wird das Monitoring von der staatlichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt, die Umsetzung übernehmen beauftragte Fachbüros. Es geht laut Umweltministerium darum, Populationen einzelner Schutzgebiete möglichst genau zu ermitteln und auf Sicht langfristige Datenreihen zu bekommen.
Brutvögel sagen viel über Zustand der Natur
Einige Fragen: Ändern sich Flugrouten von Vögeln? Siedeln sich neue Arten an oder werden heimische immer seltener? Und lassen sich mit Hilfe der Vogelbestände Rückschlüsse auf die Entwicklung von Insekten ziehen?
«Wenn die Stimmen der Vögel verstummen, dann verändert sich mehr als nur der Klang unserer Landschaft», sagte Ministerin Eder. Vor allem Brutvögel gäben Auskunft darüber, wie es um den Zustand der Natur bestellt sei, da sie auf Veränderungen reagierten und meist in der Mitte der Nahrungskette stünden.
Komplexe Zusammenhänge
«Was auf den ersten Blick nichts mit uns zu tun hat, wirkt sich oft dennoch auf die Menschen aus», sagte die Grünen-Politikerin weiter. Weniger Insekten bedeuteten nicht nur weniger Vogelnahrung, sondern auch weniger Bestäubungsleistung. Wenn es weniger Eichelhäher gebe, bedeute dies einen weniger schnellen Waldumbau, da der Vogel viele der Samen vergesse, die er als Vorrat verstecke, aus diesen wüchsen später Bäume. «In der Natur gibt es viele komplexe Zusammenhänge.»
Das Monitoring geschieht vor dem Hintergrund, dass die EU-Mitgliedsstaaten alle sechs Jahre in ihren Vogelschutzgebieten Vögel zählen und die Ergebnisse an die EU melden müssen – in Deutschland geschieht das über das Bundesamt für Naturschutz.
Nach Angaben der staatlichen Vogelschutzwarte suchen für das Monitoring in Rheinland-Pfalz Ornithologen verschiedene Lebensräume wie Gewässer, Uferzonen, Wiesen, Felder und Wälder innerhalb der Schutzgebiete ab und markieren auf Karten, welche Art sie wo gehört oder gesehen haben.