Berlin (dpa/bb) – Grünen-Fraktionschef Werner Graf wirft der Regierungskoalition überflüssige Diskussionen über eine mögliche Bebauung des Tempelhofer Felds vor. Das sei nichts als ein Ablenkungsmanöver des Senats, um über sein Versagen beim Neubau hinwegzutäuschen, sagte Graf der Deutschen Presse-Agentur. «Der Senat stellt das umstrittenste Gebiet zur Debatte, versagt aber dort, wo wir bauen könnten.»
«Beim Schumacherquartier in Tegel sind wir Jahre hinten dran. Beim Molkenmarkt in Mitte haben wir Jahre verloren und müssen schneller vorankommen, genau wie am Güterbahnhof Köpenick.» Das seien lauter Bauprojekte, bei denen der Senat es nicht schaffe, seine Neubauziele zu erreichen.
«Berlin hat kein Flächenproblem, sondern ein Umsetzungsproblem», kritisierte der Grünen-Politiker. «Wenn CDU und SPD sich anstrengen würden, da richtig zu bauen, wo es möglich ist, könnten wir viel mehr erreichen, als ständig Zeit und Geld in die Debatte zur Bebauung des Tempelhofer Feldes zu stecken.»
Grüne warnen vor hohen Baukosten
«Und selbst, wenn CDU und SPD auf dem Tempelhofer Feld bauen würden, würde das auch keinen günstigen Wohnraum schaffen.» Das müsse allen klar sein. «Wir wären dann bei Mieten von 25 bis 30 Euro pro Quadratmeter. Denn billig kann auf dem Tempelhofer Feld nicht gebaut werden.»
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte sich mit Blick auf eine mögliche Randbebauung erst Anfang der Woche für mehr Tempo ausgesprochen. «Meine Zielrichtung ist, dass wir vielleicht schon 2026 die Berliner befragen können, wie sie sich diesen Ort wünschen», sagte der CDU-Politiker der Zeitung «B.Z.». «Dann muss es sehr schnell in die Planung gehen.»
2014 hatte ein Volksentscheid ergeben, dass der ehemalige Flughafen nicht bebaut werden darf. CDU und SPD drängen jedoch wegen des Wohnungsmangels darauf.
Graf hält dagegen: «Wir erwarten vom Senat, endlich aufzuhören, den Bürgerwillen mit Füßen zu treten», so der Grünen-Politiker. «Wir haben den Volksentscheid gehabt. Das Ergebnis ist klar: Das Tempelhofer Feld soll frei bleiben.»
Freiräume für Sport und Erholung
Das Feld biete Freiräume für Sport und Erholung – vom Kitesurfen bis zum Grillen, von Theaterkursen bis Nordic Walking. Es sei eine Freifläche mitten in der Stadt, die auch aus ökologischer Sicht und als Kühlfläche bitter notwendig sei, erklärte Graf. «Nach heißen Sommertagen kühlt das Feld Berlin nachts ab. Dafür brauchen wir die Wiesen dort – auch als Ort großer Biodiversität.»
«Ich finde es gut, dass das Tempelhofer Feld lebt und sich weiterentwickelt. Wir haben jetzt zum Beispiel mit dem Luftschloss eine Bühne mit Angeboten auch für Kinder. Das sollte unbedingt erhalten bleiben», sagte Graf.
«Ich war auch beim Ärzte-Konzert dort. Das war wirklich großartig und noch klimaneutral dazu. Wir sollten darüber sprechen, wie wir die bestehenden Hallen und den Vorplatz regelmäßig für große Konzerte nutzen können.» In Berlin gebe es ein Problem, was solche Großveranstaltungen angehe. «Taylor Swift ist nicht nach Berlin gekommen, Adele auch nicht.»