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«Stahl ist Zukunft» – Förderzusage für Stahlwerke

Bremen (dpa/lni) – Jubel bricht aus, die Worte von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gehen fast im Applaus unter. «Es ist alles geklärt», ruft der Grünen-Politiker bei einer Betriebsversammlung am Montag im Bremer Stahlwerk. «Alle Fragen sind beantwortet, alles Einvernehmen ist hergestellt.» Mit 1,3 Milliarden Euro Staatshilfe soll die Umstellung auf klimaneutral produzierten Stahl an den Standorten von ArcelorMittal in Bremen und Eisenhüttenstadt gefördert werden.

Noch fehle mit der Notifizierung zwar die letzte Zusage aus Brüssel, doch die Belegschaft könne sich auf die Förderung verlassen. Dieser Schritt sei nicht wie bei einer Schul- oder Gesellenprüfung zu vergleichen, versicherte Habeck. «Sondern davor wird alles geklärt.» Das Bundeswirtschaftsministerium übermittle die notwendigen Unterlagen seit diesem Montag nach Brüssel. «Das Projekt wird genehmigt werden.»

Auf diese Worte wartete Bremen mehr als zwei Jahre lang. «Stahl ist Zukunft», skandierten die Beschäftigten im Chor, als sie die erlösende Nachricht hören. «Bremen hat ein Herz aus Stahl.» Mit Sorgen blickten sie zuletzt auf andere große Stahlkonzerne in Deutschland, die schon mit den Planungen für grünen Stahl begonnen haben. Die EU-Kommission hatte zuvor eine Genehmigung für die Stahlhersteller Salzgitter AG, Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg und Stahl-Holding-Saar im Saarland erteilt. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sich Bund und Land an den Umrüstungskosten beteiligen können.

Mit der Förderzusage für die Hütten in Bremen und Eisenhüttenstadt sei rund ein Drittel der deutschen Stahlindustrie «auf den Pfad der Dekarbonisierung» gebracht, sagte Habeck. An den Standorten sollen rund sieben Milliarden Euro investiert werden.

Nun liegt es an ArcelorMittal, seine Produktion auf klimaneutral produzierten Stahl umstellen. Dafür sollen die Hochöfen stillgelegt und durch eine sogenannte Direktreduktions-Anlage (DRI) ersetzt werden. Diese Anlage arbeitet mit umweltfreundlichem Wasserstoff. Außerdem sollen elektrisch betriebene Schmelzöfen die herkömmlichen Stahlkonverter ablösen. Der Konzern will in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre mit der Herstellung von klimaneutralem Stahl beginnen – so zumindest der Plan.

Eine klare Zusage des Konzerns blieb am Montag aber aus. Erst nach einem Jahr Feinplanung will ArcelorMittal eine endgültige Entscheidung zur Umrüstung treffen. Voraussetzung dafür seien wettbewerbsfähige Strompreise und ausreichend Wasserstoff, sagte Reiner Blaschek, CEO ArcelorMittal Europe. «Eins wollen wir sicher nicht: Den Scheck zurückzugeben oder eben auch das Projekt nicht umzusetzen. Sonst hätten wir uns das Ganze auch sparen können.»

Formal seien Unternehmen zwar nicht gezwungen, Fördergelder auszugeben, sagte Habeck. «Wenn ihr das Geld nicht ausgebt, dann gucke ich dumm aus der Wäsche.» Er sei aber zuversichtlich und werte die Aussagen von ArcelorMittal als Signal, die Umstellung auf klimaneutralen Stahl angehen zu wollen.

Derzeit ist das Stahlwerk für die Hälfte der CO₂-Emissionen im Land Bremen verantwortlich. Der Umbau der Hütte ist eines der größten Projekte Bremens auf dem Weg zur Klimaneutralität, die das Land bis 2038 erreichen will. «Von dem heutigen Tag geht das klare Signal aus: Auch in 10, 20 und 50 Jahren wird Bremen ein Herz aus Stahl haben. Und das ist eine richtig gute Nachricht», sagte Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD). «Wir werden diesen Transformationsprozess als Land unterstützten mit rund einer Viertelmilliarde Euro. »

ArcelorMittal ist ein wichtiger Stahlhersteller in Deutschland. Allein in Bremen arbeiten rund 3500 Menschen für den Konzern, auch in der Region hängen viele Arbeitsplätze an der Stahlproduktion. Das Unternehmen stellt dort bis zu 3,7 Millionen Tonnen Rohstahl pro Jahr her. Weitere Standorte befinden sich in Eisenhüttenstadt, Hamburg und Duisburg. In Sandersdorf-Brehna (Sachsen-Anhalt) ist zudem eine Niederlassung von ArcelorMittal Construction.

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