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Gutachten: Lastenräder können Klimaschutz verbessern

München (dpa/lby) – Kommunale Mietangebote für Lastenräder haben laut einem Gutachten in Bayern das Potenzial, viele klimaschädliche Autofahrten zu ersetzen. «Öffentliche, rund um die Uhr verfügbare Lastenrad-Mietsysteme tragen wirksam zum Klimaschutz bei: Ungefähr 60 Prozent der Ausleihen ersetzen eine Autofahrt», heißt es im Abschlussbericht zum bayerischen Modellprojekt für Lastenräder. Außerdem wären Mietsysteme laut der Gutachter auch für andere Kommunen in Bayern geeignet – unter bestimmten Bedingungen.

Cadolzburg in Mittelfranken, Freising in Oberbayern, Lechbruck am See und Lindau am Bodensee in Schwaben, Marktredwitz in Oberfranken, Passau in Niederbayern und Würzburg in Unterfranken hatten sich zwischen 2020 und 2023 an dem vom Verkehrsministerium unterstützten Modellprojekt beteiligt. Insgesamt wurden 55 Mietstationen inklusive Ladetechnik, 133 motorisierte Lastenräder inklusive Smartlocks – intelligente Schlösser – und 13 Stadionüberdachungen gefördert. Für das Modellprojekt seien Kommunen mit einer Größe von maximal 130.000 Einwohnern ausgewählt worden. Dadurch hätten gute Erfahrungswerte im kleinstädtischen und ländlichen Raum gesammelt werden können.

«Lastenräder sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Sie eignen sich, um den Einkauf nach Hause zu transportieren, die Kinder abzuholen oder für Ausflüge», sagte Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Ein vollautomatisches Lastenrad-System sei für die Bürgerinnen und Bürger sehr komfortabel: Sie sparten sich Anschaffungskosten und Platz, gleichzeitig seien die Räder einfach zu mieten, jederzeit und kurzfristig verfügbar. «Das wussten auch die Nutzerinnen und Nutzer in unseren Pilotkommunen zu schätzen und haben die Lastenräder eifrig genutzt.»

Das Modellprojekt habe die Stärken, aber auch Herausforderungen von Lastenrad-Mietsystemen aufgezeigt, hieß es weiter. Je nach Kommune hätten zwischen 51 und 77 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer angegeben, dass sie mit der Lastenrad-Fahrt eine Autofahrt ersetzt hätten. Allein im Zeitraum Januar bis September 2023 wurden in den sieben Kommunen so mindestens 9000 Autofahrten vermieden. Somit habe das Projekt ein wichtiges Ziel der Kommunen, den innerörtlichen Verkehr zu entlasten, erfüllt.

«In Würzburg gibt es mit der nutzerfreundlichen Induktionstechnik das größte Lastenradmietangebot seiner Art in ganz Europa. Darauf sind wir stolz und die hohen Nutzungszahlen zeigen, wie gut das Angebot von den Würzburgerinnen und Würzburgern und den Gästen in der Stadt angenommen wird», sagte Bürgermeister Martin Heilig (Grüne). Derzeit sei der Betrieb aber nicht kostendeckend, das Angebot werde aber mindestens zwei weitere Jahre fortgeführt. «Die weitere Entwicklung der Nutzungszahlen wird dann darüber entscheiden, ob eine Fortführung und eine Erweiterung des Systems angestrebt wird.»

Auch aus Lindau hieß es, das Projekt werde fortgeführt. Ohne die Zuschussfinanzierung (90 Prozent der Investitionskosten) des Landes wären die Investitionskosten aber für die Stadt nicht zu stemmen gewesen.

Herausforderungen gebe es aber zum Beispiel hinsichtlich der Errichtung von Mietstationen in denkmalgeschützten Ortskernen und bei der Eindämmung von unsachgemäßem Gebrauch der Räder. Aus Würzburg hieß es zudem, dass aufgrund der erforderlichen Stromanschlüsse für die Mietstationen die Standortplanung und -umsetzung mit einem hohen Aufwand verbunden sei.

Der Freistaat Bayern hatte die Städte und Gemeinden mit rund 2,4 Millionen Euro bei der Einrichtung ihrer Mietsysteme unterstützt. «Wenn die lokale Politik die Einrichtung eines Mietsystems unterstützt, es einen Wartungs- und Reparaturservice vor Ort gibt und Verantwortlichkeiten innerhalb der Verwaltung klar geregelt sind, kann ein Lastenrad-Mietsystem zum vollen Erfolg werden», betonte Bernreiter. Er freue sich, dass voraussichtlich alle Kommunen die Mietsysteme auch in dieser Radlsaison weiter anbieten würden und hoffe, dass weitere Kommunen dazukommen.

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