Hamburg (dpa/lno) – Kreuzfahrtschiffe in Hamburg müssen womöglich früher als geplant Landstrom nutzen. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde erwägt, eine solche Vorgabe schon 2027 statt 2030 einzuführen, wie die Behörde auf Anfrage mitteilte. Ein entsprechendes Gesetz gebe es bislang nicht.
Der Behördensprecher sagte, die Hafenverwaltung HPA könne von 2026 an Strom vom Land an allen Kreuzfahrtterminals anbieten. «Ab dem darauffolgenden Jahr 2027 erwarten wir von den landstromfähigen Kreuzfahrtschiffen, die nach Hamburg kommen, auch eine entsprechende Nutzung.»
HPA-Geschäftsführer Jens Meier hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, dass die Landstrompflicht 2027 kommen werde. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) äußerte sich ähnlich. Zunächst berichtete die maritime Fachzeitung «Täglicher Hafenbericht» über den Plan.
Landstrom verbessert die Luft
Strom aus erneuerbaren Energien vom Land soll dazu beitragen, die Schifffahrt zu dekarbonisieren und die Luft in den Häfen zu verbessern. Die Technik ist nicht neu: In Los Angeles gilt nach Angaben der HPA seit 2014 eine Landstrompflicht. In der EU müssen Container- und Kreuzfahrtschiffe einer gewissen Größe ab 2030 in bestimmten Häfen solchen Strom nutzen.
Schiffe brauchen im Hafen etwa für den Betrieb der Bordsysteme und die Kühlung von Containern Strom. Dazu betreiben manche Schiffe Hilfsmotoren und Generatoren, was allerdings Umwelt und Anwohner belastet. Denn die Schiffe stoßen Feinstaub, Stickstoff und CO2 aus und verursachen Lärm.
Hamburg verzeichnete vergangenes Jahr mehr als 1,3 Millionen Kreuzfahrtpassagiere. Bei 71 Prozent der landstromfähigen Kreuzfahrtschiffe im Hafen sei Landstrom genutzt worden, teilte die Wirtschaftsbehörde mit. Es gebe im Kreuzfahrtsegment kein Akzeptanzproblem von Landstrom, sagte Meier.
Naturschutzbund nennt Hamburg «Vorreiter»
Der Naturschutzbund Hamburg lobte die Pläne zur vorgezogenen Landstrompflicht. Diese sei gut für die Natur, das Klima und die Gesundheit der Bürger. «Hamburg ist damit ein Vorreiter beim Thema Landstrom», hieß es vom Naturschutzbund.
Der umweltpolitische Sprecher der Hamburger Linksfraktion, Stephan Jersch, sagte, es sei grundsätzlich gut, dass die Vorgabe 2027 kommen solle. Gleichzeitig kritisierte er, dass das zu spät geschehe. Kreuzfahrtschiffe hätten die Hamburger über viele Jahre mit einem «Schadstoffteppich» eingedeckt.