Thür (dpa/lrs) – Ein Lastwagen überschlägt sich und das geladene Heizöl läuft in ein Naturschutzgebiet: Ein Ende der Arbeiten in den Thürer Wiesen nördlich von Koblenz ist bisher nicht absehbar. Wie lange die Arbeiten noch andauern, lässt sich laut Einsatzleiter nicht abschätzen.
Was ist passiert?
Am Freitag hatte sich ein mit Heizöl beladene Lastwagen auf der nahegelegenen Bundesstraße überschlagen. Der Fahrer war dabei leicht verletzt worden. Die Unfallursache ist noch unklar.
Zu dem Unfall kam dann auch noch Pech hinzu: Der verunfallte Tanklaster sei genau auf einem Gullydeckel zum Liegen gekommen, sagte Jörg Lempertz (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mendig. «Das heißt, das ausströmende Öl floss genau in einen Regenwasserkanal.» Und das ungebremst, bis die Feuerwehr die aufgerissenen Ölwannen sichern konnte.
Das Öl floss in ein Regenrückhaltebecken und weiter in Richtung Naturschutzgebiet. Allein im Regenrückhaltebecken seien rund 12.000 Liter Heizöl gesichert worden, wie viel Liter in die Wiesen gelangt sind, lasse sich noch nicht beziffern, sagte Einsatzleiter Martin Weber. «Wir können aber nicht ausschließen, dass hier noch mehrere Tausend Liter dann halt trotzdem ins Naturschutzgebiet reingeflossen sind.»
Der erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Mayen-Koblenz, Pascal Badziong, sprach von «erheblichen Mengen» Heizöl. «Wir tun alles dafür, dass unser Naturschutzgebiet gerettet wird und die Katastrophe sowie der Schaden eben so gering wie möglich ausfällt», sagte er.
Was wird gegen das Öl getan?
Insgesamt seien mittlerweile 13 Ölsperren installiert worden, sagte Weber. Der Vorrat reiche noch bis Mitte nächster Woche, es sollen aber auch neue bestellt werden. «Die werden nach und nach sukzessive ausgetauscht, wenn sie vollgesogen sind», sagte er. Zudem werde das Öl abgepumpt.
In der Schilf-Landschaft habe sich Öl festgesetzt, sagte er. Daher werde das Schilf heruntergeschnitten, «um an den kontaminierten Bereich heranzukommen», erklärte Weber. «Das ist jetzt das Ziel der nächsten Tage – und natürlich die Maßnahmen aufrechtzuerhalten.»
Auch das Technische Hilfswerk unterstützt die Arbeiten vor Ort, mit Einsatzkräften und Spezialgeräten. Zudem sei laut Badziong ein Gutachten in Auftrag gegeben worden.
Welche Folgen hat der Unfall für die Wasserversorgung?
«Wir können, Stand jetzt, nicht ganz ausschließen, dass auch das Grundwasser nachteilig beeinträchtigt wird», sagte Stefan Friedsam, Werkleiter des Wasserversorgungs-Zweckverbands. «Wir haben vorsorglich die Brunnen abgeschaltet.» Die Wasserversorgung sei sichergestellt.
Nun werden laut Friedsam Wasserproben untersucht und auch beim Grundwasser Proben entnommen. «Im schlimmsten Fall müssten wir halt die Brunnen längere Zeit abgeschaltet lassen oder aber auch theoretisch mit einer zusätzlichen Aufbereitung das Problem lösen», erklärte er. «Im Moment gehen wir aber davon aus, dass es hoffentlich nicht so schlimm wird.»
Welche Folgen hat der Unfall für die Tiere und die Natur?
Eigentlich hätte die betroffene Fläche in drei Wochen für ein Beweidungsprojekt eingezäunt werden sollen. «Davon müssen wir natürlich jetzt erstmal Abstand nehmen, weil wir einfach gar nicht wissen, wie hoch ist der Schaden oder was für ein Schaden ist entstanden», sagte Tanja Stromberg von der Stiftung Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz.
Fest stehe aber, dass es Folgen geben werde. «Die Wildvogel-Pflegestation Kirchwald berichtet von geschädigten oder auch verendeten Wasservögeln.»
Das Gebiet sei von überregionaler Bedeutung, sagte Biologe Jörg Hilgers. Dort seien pro Jahr zwischen 120 und 140 Vogelarten nachgewiesen. «Das ist jetzt erst mal nicht zu sehen, dass sich das so schnell regeneriert.»
Auch die Folgen für die Tierwelt sind wenige Tage nach dem Unfall noch nicht vollständig absehbar, sagte Tanja Stromberg von der Stiftung Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz. Fest stehe aber, dass es Folgen geben werde. «Die Wildvogel-Pflegestation Kirchwald berichtet von geschädigten oder auch verendeten Wasservögeln.»