Gießen (dpa/lhe) – Nach der Sommerhitze zum Monatsbeginn arbeitet die Gießener Arbeitsgruppe Wildtiermedizin an der Kapazitätsgrenze. Allein in den ersten heißen Julitagen seien 282 Wildvögel in die Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische gebracht worden, teilte die Justus-Liebig-Universität (JLU) mit. Die Tiere und vor allem die Jungvögel müssten versorgt, gefüttert und teils auch medizinisch behandelt werden.
Zu der logistischen Herausforderung komme hinzu, dass auch das Futter knapp werde, zumal viele der Tiere hoch spezialisierte Insektenfresser seien, erklärte die Arbeitsgruppe. Problematisch sei vor allem, dass es in Hessen im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine staatlich geförderte Stelle zur Versorgung solcher Tiere gebe, erläuterte Klinikleiter Michael Lierz.
Bessere Finanzierung für Versorgung von Wildtieren gefordert
In der Bevölkerung würden die Kliniken am Fachbereich 10 Veterinärmedizin der JLU oft als erste Anlaufstelle gesehen, doch sie erhielten keine Finanzierung für die Wildtierversorgung – diese müsse sichergestellt werden, so Lierz. Der Landkreis Gießen unterstütze zwar die Arbeitsgruppe Wildtiermedizin – aber die Mittel reichten nicht, um die Versorgung in diesem Umfang aufrecht zu halten.
In den ersten sechs Monaten hätten bereits insgesamt rund 1.000 Wildtiere die Klinik erreicht – üblich seien etwa 1.000 bis 1.400 Tiere in einem ganzen Jahr, sagte Lierz. Besonders groß seien die Probleme etwa bei Schwalben und Mauerseglern. Die Tiere fänden immer schwieriger Nistplätze mit ausreichender Belüftung. Bei hohen Temperaturen sprängen dann immer wieder Jungvögel zu früh aus den Nestern und landeten teils dehydriert in der Klinik, wenn sie von Menschen gefunden werden. Das höhere Patientenaufkommen führte Lierz auch darauf zurück, dass die Bevölkerung stärker sensibilisiert sei.
Tipps für Bevölkerung
Der Klinikdirektor dankte auch den zuletzt mehr als 30 freiwilligen Helferinnen und Helfern, die dazu beigetragen hätten, den großen Ansturm zu bewältigen. An die Bevölkerung appellierte die Arbeitsgruppe, einige Punkte zu beachten:
- Wildvögel, die herumhüpfen, werden in der Regel noch von ihren Eltern versorgt – hier sei keine Einmischung nötig.
- Noch nackte Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind und nicht fliegen können, brauchen Hilfe.
- Vogeltränken in Gärten oder auf Balkonen können Vögeln helfen. Sie sollten regelmäßig gereinigt und mit frischem Wasser befüllt werden.