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Jamel (dpa/mv) – Ein Streit über Umweltfragen bringt das bundesweit bekannte Festival «Jamel rockt den Förster» bei Wismar in Bedrängnis. Ende Januar habe die Gemeindevertretung einen Antrag zur Nutzung von Gemeindeflächen von der Tagesordnung genommen, sagte am Freitag Gägelows Bürgermeister Friedel Helms-Ferlemann (parteilos). Der Staatsanwaltschaft Schwerin liegt nach eigenen Angaben eine Anzeige wegen unerlaubten Umgangs mit Abfällen gegen Birgit und Horst Lohmeyer vor, die das deutlich gegen Rechtsextremismus auftretende Festival seit Jahren organisieren. Birgit Lohmeyer sagte, die Vorwürfe seien widerlegt. Teile der Gemeindevertretung wollten das Festival verhindern. Zuvor hatte die «Ostsee-Zeitung» berichtet.

Nach Aussage Helms-Ferlemanns gebe es den Vorwurf, dass etwa auf Wegen des Festivalgeländes unerlaubtes Material aufgebracht worden sei. Es gehe um ein Recyclingprodukt aus Beton. Bei einer Begehung vor dem Festival im August des vergangenen Jahres sei das nicht beanstandet worden. Nach einer Begehung danach sei ein Zertifikat über die Unbedenklichkeit des Materials eingefordert worden. Dem seien die Lohmeyers nachgekommen. Auch hätten sie wie gefordert die Flächen soweit möglich beräumt. Ganz feine Teile könnten jedoch nur schwer entfernt werden. Eine Kaution, die die Lohmeyers jährlich für die kostenlose Nutzung der Fläche zahlten, hätten diese schon zurück. Auch habe er die Fläche inzwischen wieder freigegeben.

Birgit Lohmeyer sagte, die Flächen seien wichtig für das Festival. «Das wissen, denke ich, auch alle Beteiligten und haben sozusagen einen Hebel gefunden, um uns unter Druck zu setzen.» Das Festival sei in Teilen der Gemeinde nicht erwünscht. «Wir werden sozusagen als Nestbeschmutzer angesehen.» Das Festival in dem kleinen Ort findet seit 2007 statt, um auf die starke Neonazi-Szene dort aufmerksam zu machen. Die Lohmeyers sind in der Vergangenheit wiederholt angefeindet worden.

Die Staatsanwaltschaft Schwerin ermittelt nach eigener Aussage bislang nicht. Zunächst müsse geprüft werden, ob ein Anfangsverdacht vorliege. Die Anzeige stamme von einem Mitglied der Gemeindevertretung.

Zu den eigentlich anstehenden Vorbereitungen auf das diesjährige Festival sagte Birgit Lohmeyer: «Wir können im Moment gar nichts machen. Alles ist gestoppt.» Es könnten keine Aufträge etwa für Gastronomie oder Technik vergeben werden. Eigentlich sollen Ende August wieder Tausende Gäste kommen. Der Kartenvorverkauf soll im April starten. Das Line-Up, zu dem schon Campino von den Toten Hosen, Die Ärzte oder Fettes Brot und Deichkind gehörten, ist traditionell vorab nicht bekannt.

Helms-Ferlemann bedauert nach eigener Aussage, dass die Umweltfrage nun mit der Gewährung der Flächen verknüpft werde. Es gehe um einen vergleichsweise kleinen Teil der Gemeindeflächen. Auch angesichts der Präsenz von Neonazis vor Ort sei das Festival wichtig. Er werde den Antrag für die Nutzung am 5. März wieder auf die Tagesordnung der Gemeindevertretung nehmen.

Die Organisatoren haben unterdessen das Festival beim Landkreis als politische Versammlung angemeldet. Wenn das durchgehe, könne die Gemeindevertretung das Festival nicht verhindern, hofft Birgit Lohmeyer, weil politische Versammlungen öffentliche Flächen nutzen dürften – ohne die strittige Genehmigung der Gemeindevertretung.

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