Berlin (dpa/bb) – Viele Berliner und Brandenburger ächzen unter hohen Temperaturen: Heute werden 30 bis 34 Grad erwartet, morgen wird es noch mal deutlich heißer, wie aus der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hervorgeht.
Doch nicht nur das: Dem DWD zufolge erreicht die UV-Strahlung in Berlin und Brandenburg heute ungewöhnlich hohe Werte. Der UV-Index wird mit 8 angegeben, was unbedingt Schutzmaßnahmen erfordert: Der Aufenthalt im Freien zwischen 11 und 16 Uhr sollte möglichst gemieden und auch im Schatten sollten lange Kleidung, Sonnencreme, Sonnenbrille und ein breitkrempiger Hut getragen werden. Übermäßige UV-Strahlung kann zu Sonnenbrand, einer beschleunigten Hautalterung und Hautkrebs führen.
Über Hitzefrei entscheidet die Schulleitung
Ob es in Berliner Schulen Hitzefrei gibt, entscheidet nicht das Thermometer, sondern die Schulleitung. Egal, ob die Temperaturen auf 28 oder 33 Grad steigen, Schülerinnen und Schüler werden dann nicht automatisch nach Hause geschickt. Denn Schule ist Pflicht, argumentiert die Bildungsverwaltung.
«Und der Ausfall oder das Versäumen von Unterricht muss die Ausnahme sein.» Darum gebe es kein Hitzefrei ab einer bestimmten Temperatur mehr. «Bei großer Hitze können sich Schulen für verkürzte Unterrichtsstunden entscheiden», erläuterte ein Sprecher der Bildungsverwaltung.
«Nur wenn das nicht möglich ist, kann der Unterricht nach Entscheidung der Schulleitung ausnahmsweise ausfallen.» Auch an sehr heißen Tagen soll das Betreuungsangebot an Schulen dagegen nicht eingeschränkt werden. Das gilt auch für das übliche Angebot fürs Mittagessen, so die Bildungsverwaltung.
Bei hohen Temperaturen ist es wichtig, ausreichend zu trinken. In Berlin gibt es 249 Trinkbrunnen, von denen 242 von den Berliner Wasserbetrieben betreut werden. «Sie werden wöchentlich kontrolliert und gereinigt. Und sie werden einmal im Monat labortechnisch überprüft», sagte Natz. 230 Brunnen laufen derzeit. «Die restlichen zwölf Brunnen stehen entweder in Baustellenbereichen oder wurden von Vandalen kaputtgemacht», sagte Unternehmenssprecher Stephan Natz der Deutschen Presse-Agentur.
Keine neuen Brunnen geplant
Die Berliner Wasserbetriebe planen in der Stadt vorerst keine weiteren öffentlichen Trinkbrunnen. «Das Land Berlin hat im Zuge der Sparmaßnahmen die Gelder gestrichen. Wir bauen im Moment keine neuen Brunnen. Wir pflegen sie».
Die Brunnen in Berlin sind sogenannte Dauerläufer – das heißt, das Wasser läuft permanent. Pro Tag und Brunnen sind es laut Natz etwa 1,3 Kubikmeter. Die Mengen seien zwar relativ gering, dennoch sollen die Brunnen aus Sparsamkeitsgründen nun umgerüstet werden, so dass das Wasser nur noch auf Knopfdruck fließt.
Im Rahmen der Berliner Hitzehilfe gibt es für obdachlose Menschen auch Schutzräume vor der Hitze, die Ruheplätze und teils auch Duschen, Toiletten, Getränke und Lebensmittel sowie Beratung anbieten. Mehrere DRK-Kreisverbände sind unterwegs und versorgen Menschen mit Getränken, Kopfbedeckungen oder Snacks. Die Senatsverwaltung weist darauf hin, dass obdachlose Menschen auch in der heißen Jahreszeit Hilfe benötigen können und bittet im Zweifel darum, die Personen anzusprechen und gegebenenfalls die Hilfe-Hotline zu wählen: +49 157 8059 7870.
Auf der Berliner Erfrischungskarte kann man nachschauen, wo zu welcher Uhrzeit Schatten oder Sonne ist, und seine Wege oder Aufenthaltsorte entsprechend planen. Außerdem sind dort Trinkbrunnen, Sitzbänke und Grünanlagen aufgeführt.
Bezirke bitten Anwohner um Mithilfe beim Wässern
Jungbäume benötigen angesichts der Hitze und Trockenheit auch Hilfe der Anwohner. Grundsätzlich sind die Straßen- und Grünflächenämter der Bezirke für das Wässern von Stadtbäumen verantwortlich. Mehrere Bezirke, darunter Mitte, Neukölln, Lichtenberg, Tempelhof-Schöneberg, Treptow-Köpenick, Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf bitten Anwohner aber, Jungbäume morgens oder abends ein- bis zweimal pro Woche durchdringend zu gießen. «Man kann im Moment nicht zu viel gießen», sagte auch eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Klimaschutz und Umwelt.
Der Bezirk Pankow wies dagegen darauf hin, dass das Bezirksamt Jungbäume bewässere und tägliches Wässern dazu führe, «dass die Feinwurzeln im oberen Bereich bleiben und sich nicht richtig ausbilden und der Baum somit sich langfristig nicht selbst versorgen kann und dauerhaft auf eine zusätzliche Wassergabe angewiesen ist».
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat auf seiner Seite Tipps für Anwohnerinnen und Anwohner zur Bewässerung zusammengestellt. Der dort verlinkten Bodenfeuchteampel des Pflanzenschutzamtes könne etwa entnommen werden, wie der Feuchtevorrat im Boden sei und ab wann zusätzliche Wassergaben sinnvoll seien. Viele Bezirke arbeiten mit der Plattform «Gieß den Kiez» zusammen, wo Anwohnerinnen und Anwohner den Zustand und das Alter eines Baumes sehen und ihre Gießaktivitäten eintragen können.
BUND empfiehlt Grauwasser zum Wässern der Bäume
Der BUND Berlin empfiehlt, frisches Trinkwasser zu sparen und nach Möglichkeit öffentliche Schwengelpumpen zu nutzen, oder Grauwasser zu sammeln. Wenn morgens am Wasserhahn oder unter der Dusche kurz das Wasser läuft bis frisches oder warmes Wasser kommt, könne das etwa gesammelt werden. Auch das Wasser vom Gemüsewaschen, altes Blumenwasser oder ungesalzenes Kochwasser könne man für die Bäume sammeln.
Wer sich im Freibad oder See abkühlt, sollte sich langsam ins Wasser begeben, sagt Jens-Uwe Retter, Landesarzt des Berliner Roten Kreuzes. Dadurch solle Bewusstlosigkeit durch plötzliche Gefäßverengung vermieden werden. Besonders ältere Menschen und Kinder seien gefährdet.
Die Berliner Bäder zeigen online die Auslastung an. Bis zum Mittag war diese in den meisten Sommerbädern gering, nur das Sommerbad Neukölln verzeichnete eine mittlere Auslastung.
Für morgen wird mit einer hohen Wärmebelastung gerechnet: Der Mittwoch soll sonnig, trocken und sehr heiß werden, mit Höchstwerten von 37 bis 39 Grad. Am Donnerstag kühlen die Temperaturen sich dann auf maximal 24 bis 28 Grad ab.