Kempten (dpa/lby) – Nach fünf Monaten in Haft hat der Klimaaktivist Karl Braig das Gefängnis verlassen. «Endlich Natur, endlich Freiheit», sagte der 69-jährige Allgäuer kurz nach seiner Entlassung am Morgen aus der Justizvollzugsanstalt in Kempten. Vor der Tür wurde er von Freunden in Empfang genommen. Als Erstes werde er mit diesen frühstücken gehen, sagte Braig. Dann sei eine Wanderung in der Sonne in Richtung Alpen geplant.
Das Amtsgericht Passau hatte Braig wegen zwei Sitzblockaden im März 2023 in der Stadt zu einer Haftstrafe von fünf Monaten auf Bewährung verurteilt. Braig hatte sich eigenen Angaben nach geweigert, die Bewährungsauflage von 500 Euro zu zahlen. Deshalb musste er stattdessen fünf Monate in Haft – als erster Unterstützer der damaligen Klima-Protestgruppe «Letzte Generation», hieß es von dieser.
«Wäre politisch tot gewesen»
Die Zeit in Haft mache schon etwas mit einem, sagte Braig. «Also psychisch, körperlich weniger.» Dennoch habe er seine Entscheidung nie bereut. «Dann wäre ich drei Jahre politisch tot gewesen», sagte er. Während der dreijährigen Bewährungszeit hätte er zum Beispiel nicht an weiteren Protestaktionen teilnehmen können, erläuterte er.
Während der fünf Monate habe er viel Zeit zurückgezogen in seiner Zelle verbracht und gelesen. «Das Schönste war einfach diese Solidarität von draußen», sagte der Klimaaktivist. Er habe viele Briefe bekommen und diese beantwortet. Braig kündigte an, sich nach seiner Entlassung wieder aktiv für Umweltschutz und Klimagerechtigkeit einsetzen zu wollen.
Erst kürzlich hatte der Jesuitenpater und Klimaaktivist Jörg Alt 25 Tage Haft in der Nürnberger JVA verbracht. Das Landgericht hatte diesen wegen einer Straßenblockade vor dem Nürnberger Hauptbahnhof zu einer Geldstrafe von 500 Euro verurteilt. Weil Alt diese nicht zahlen wollte, musste auch er ersatzweise ins Gefängnis. Auch andere Aktivisten hatten in der Vergangenheit solche sogenannte Ersatzfreiheitsstrafen angetreten.