München (dpa/lby) – Der aktuelle Rückgang beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in Bayern genügt nicht aus, um die landeseigenen Klimaziele zu erreichen. Das geht aus dem neuen Klimabericht der Staatsregierung hervor, der nach der Sitzung des Kabinetts veröffentlicht wurde. «Um das gesetzliche Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, müssen die Anstrengungen in allen Bereichen und auf allen Ebenen verstetigt und weiter intensiviert werden», heißt es im Bericht.
83,2 Millionen Tonnen Treibhausgase in 2023
Demnach wurden 2023 83,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente an Treibausgasen (THG) ausgestoßen – das entspricht einem Pro-Kopf-Ausstoß von 6,2 Tonnen CO2-Äquivalente. Bis 2030 soll die Emissionsmenge auf 3,5 Tonnen pro Kopf sinken. Um dies zu erreichen, müssten die Einsparungen in einer Größenordnung stattfinden, wie es sie in Bayern noch nicht gegeben hat.
«Seit Inkrafttreten des bayerischen Klimaschutzgesetzes 2021 konnte damit bereits ein Rückgang der THG-Emissionen je Einwohner um 0,7 Tonnen bzw. gut 10 Prozent realisiert werden», heißt es im Bericht. 2020 hatten die Emissionen noch bei 91,2 Millionen Tonnen gelegen (6,9 Tonnen pro Einwohner), 1990 gar bei 112,5 Millionen Tonnen (9,9 Tonnen pro Einwohner).
Verkehr bleibt mit Abstand klimaschädlichster Sektor
Aufgelistet nach Sektoren zeigte sich erneut, dass der Verkehrsbereich mit Abstand die klimaschädlichste Bilanz aufweist. Hier schlagen nach den neusten Zahlen 25 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente für 2023 zu Buche (1990: 26,8 Tonnen), gefolgt von den Sektoren Gebäude (17,7), Industrie (14,4), Landwirtschaft (13,8), Energiewirtschaft (11,7) und Abfallwirtschaft (0,7).
Gleichwohl lobten Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) nach der Sitzung des Kabinetts die Fortschritte im Klimaschutz. «Natürlich steht Bayern beim Klimaschutz besser da, als viele gern behaupten», sagte Söder. Er verwies auf die Vielzahl an Klimaschutzmaßnahmen, ging aber nicht auf die kaum erreichbare Umsetzung des eigenen Klimaziels ein.
Noch gilt Klimaneutralitätsziel 2040 für Bayern
Nach Bayerns neuem Klimaschutzgesetz soll der Freistaat 2040 klimaneutral sein – die zwischenzeitlich auch von Söder genannte Verschiebung auf 2045 taucht bisher noch nicht im Gesetz auf. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen zudem um 65 Prozent pro Einwohner im Vergleich zum Jahr 1990 gesenkt werden.
Das bedeutet laut Klimabericht, dass die Emissionen bis dahin auf 3,5 Tonnen pro Kopf vermindert werden müssen. 2022 lagen die Emissionen noch bei 6,6 Tonnen pro Einwohner. «Um das Klimaziel für das Jahr 2030 zu erreichen, müssen die Anstrengungen in allen Bereichen und auf allen Ebenen jedoch weiter intensiviert werden», heißt es im Bericht.
Wie groß die Anstrengungen sind, zeigt sich auch bei einer Betrachtung der Gesamtsumme der CO2-Emissionen: Diese müsse, unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums, von 112 Millionen Tonnen im Jahr 1990 bis 2030 auf 47 Millionen Tonnen reduziert werden.
Grüne: Bericht ist der «reinste Offenbarungseid»
«Es ist schon ein Hohn, dass sich die Staatsregierung ausgerechnet beim Klimabericht auf die Schulter klopft. Denn schönreden lässt sich da gar nichts mehr – es ist der reinste Offenbarungseid», sagte der energiepolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Martin Stümpfig. Wenn sie ihr 2030-Ziel erreichen will, müsse sie innerhalb von fünf Jahren die Treibhausgasemissionen annähernd halbieren. «Eines kann die Staatsregierung: übertriebene Lobhudelei für Trippelschritte. Aber die eigenen Klimaziele sind tatsächlich in unerreichbarer Ferne.»
Möglicherweise der letzte Klimabericht in der aktuellen Form
Der aktuelle Klimabericht könnte nur drei Jahre nach seiner Premiere bereits der letzte in seiner aktuellen Form sein. Das vierte Modernisierungsgesetz, welches sich derzeit noch in der Verbandsanhörung befindet, sieht eine Abschaffung der Berichtspflicht vor. Zukünftig soll es ihn nur noch geben, «wenn es angezeigt und sachgerecht ist», heißt es im Gesetzentwurf.
Den Zeitpunkt «können vorrangig die Berichtenden selbst bestimmen». Umweltminister Glauber hatte nach massiver Kritik an den Plänen dann angekündigt, dass es künftig einen digitalen Klimabericht geben solle, der aktuellere Zahlen als bisher liefert.