Schwerin (dpa/mv) – Die vom Land gegründete Klimaschutzstiftung MV kann auf dem Bürgerfest zum Tag Deutschen Einheit in Schwerin von ihr geförderte Projekte nicht präsentieren. Die Einladung der wegen früherer Verbindungen zu Russland inzwischen politisch heftig umstrittenen Stiftung sei versehentlich erfolgt, sagte Regierungssprecher Andreas Timm. Der Fehler im Einladungsverteiler der Veranstaltungsagentur sei korrigiert worden. Zuvor hatte die «Ostsee-Zeitung» darüber berichtet.
Nach Angaben der Stiftungsgeschäftsführung war die Einladung bereits im Frühjahr erfolgt. Mitte September sei diese aber wieder zurückgenommen worden. Auch das Angebot, auf alle direkten Hinweise auf die Stiftung zu verzichten, habe daran nichts geändert.
Verhinderte Aussteller reagieren mit Unverständnis
Die kurzfristige Ausladung der Klimaschutzstiftung MV löste bei von der Stiftung geförderten und nun verhinderten Ausstellern Unverständnis und Unmut aus. «Das hat uns kalt erwischt. Wir hatten schon umfangreiche Vorbereitungen getroffen und auch zusätzliches Personal instruiert, unsere Nachhaltigkeitsprojekte einem breiten Publikum näherzubringen», sagte Sebastian Preuß vom Zentrum für Erlebnispädagogik und Umweltbildung in Ueckermünde (Vorpommern-Greifswald).
Nach seinen Angaben sollten unter anderem mit Live-Mikroskopie Kleinstlebewesen im Wasser oder auch Verschmutzungen gezeigt und so für einen pfleglichen Umgang mit der Umwelt geworben werden. «Wir sind das seenreichste Bundesland und haben so auch eine besondere Verantwortung für saubere Gewässer. Ich denke, hier wurde eine Chance vertan, wichtige Informationen an ein breites Publikum heranzutragen», bedauerte Preuß, dessen Zentrum neben einem Schullandheim auch zwei Segeljachten für Erkundungsfahrten betreibt. Am Stand der Klimastiftung sollte zudem über das Seegraswiesen-Projekt in der Ostsee informiert werden, das ebenfalls mit Stiftungsgeldern unterstützt wird.
Russisches Geld für Stiftung
Die Stiftung Klima- und Umweltschutz MV war 2021 auf Beschluss des Landtags gegründet worden. Mit ihrer Hilfe sollte die Fertigstellung der russisch-deutschen Gasleitung Nord Stream 2 sichergestellt werden, nachdem die USA mit Sanktionen gegen am Bau beteiligte Firmen gedroht hatte. Für Umweltprojekte brachte die Nord Stream 2 AG, Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns Gazprom, 20 Millionen Euro ein.
Nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sollte die Stiftung aufgelöst werden. Dem widersetzte sich aber der Vorstand um den früheren Ministerpräsidenten Erwin Sellering (SPD) mit Verweis auf das Stiftungsrecht. Sellering ist inzwischen als Vorstandschef zurückgetreten. Einem Gutachter zufolge soll die Stiftung aus der Zuständigkeit des Landes gelöst und in die Zivilgesellschaft überführt werden. Ein Landtags-Sonderausschuss befasst sich mit Hintergründen und Verantwortlichkeiten bei der Stiftungsgründung.