Hannover (dpa/lni) – Für den Schutz von Weidetieren vor Wolfsangriffen hat das Land Niedersachsen im vergangenen Jahr rund 6,93 Millionen Euro ausgegeben. Landwirte können Gelder zum Beispiel für wolfsabweisende Zäune beantragen. Bereits im Sommer 2023 war der ursprünglich vorgesehene Fördertopf für Herdenschutzmaßnahmen leer. Minister Christian Meyer (Grüne) habe daraufhin die Summe aufgestockt, teilte das Umweltministerium in Hannover mit. 2022 hatte das Land Weidetierhaltern Gelder für Präventionsmaßnahmen in Höhe von 4,49 Millionen Euro bewilligt.
«Wir wollen Weidetierhaltung besser schützen und fördern, aber auch den Wolf nicht wieder ausrotten», sagte Meyer der Deutschen Presse-Agentur. In Niedersachsen sind nach Angaben der Landesjägerschaft inzwischen 56 Wolfsterritorien nachgewiesen. Ende 2023 gab es 50 Wolfsrudel, vier Wolfspaare sowie zwei ständig in Niedersachsen lebende Einzelwölfe. Vor drei Jahren waren es erst 35 Rudel.
Trotz aller Schutzvorkehrungen wurden 2023 mehr Nutztiere von Wölfen verletzt oder getötet als im Vorjahr. Insgesamt wurden 1412 Weidetiere Opfer von Wolfsrissen, vor allem Schafe und Ziegen, aber auch Rinder, Pferde und Gatterwild. Dies war ein Anstieg um etwa 29 Prozent gegenüber 2022. Laut Ministerium gab es 2023 allein 197 Übergriffe auf Schafe und Ziegen mit 1289 betroffenen Tiere. 2022 wurden sogar 204 Attacken auf Schafe und Ziegen gezählt, es wurden aber weniger Tiere getötet oder verletzt, nämlich 949.
Nach Wolfsrissen können die Halter der getöteten verletzten oder verschollenen Tiere sogenannte Billigkeitsleistungen beim Land beantragen. 2023 wurden nach Ministeriumsangaben derartige freiwillige Zahlungen in Höhe von 240.000 Euro gewährt, 30.000 mehr als im Vorjahr.
Wölfe stehen unter strengem Naturschutz und dürfen nur mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung unter strengen Voraussetzungen geschossen werden, etwa wenn sie wiederholt wolfsabweisende Zäune überwunden haben. Die Europäische Kommission will die strengen Schutzregeln für Wölfe lockern. Man schlage vor, den Status des Wolfs von «streng geschützt» auf «geschützt» herabzusenken, teilte die Brüsseler Behörde Ende Dezember mit. Dies würde es erlauben, die Jagd auf Wölfe zu genehmigen, wenn dadurch nicht der Erhalt von Populationen gefährdet wird. Der Deutsche Jagdverband begrüßt diesen Vorstoß, Naturschutzverbände sind dagegen.
«Herdenschutz bleibt wichtig», sagte Umweltminister Meyer. «Aber in besonderen Fällen müssen wir auch schneller und einfacher Problemwölfe entnehmen – zum Schutz der notwendigen Weidetierhaltung.» Anfang Dezember hatten sich die Umweltminister von Bund und Ländern darauf verständigt, dass problematische Wölfe künftig deutlich schneller als bisher getötet werden können.
Schon seit Anfang des Jahres können in Niedersachsen solche Schnellabschüsse angeordnet werden. Dies sei bereits in mehreren Fällen geprüft, aber bisher nicht umgesetzt worden, teilte das Umweltministerium in Hannover mit. Die meisten Bundesländer rechneten mit ersten Schnellabschüssen, wenn die Weidesaison beginnt. Dazu soll es in Abstimmung mit anderen Bundesländern, in denen viele Wölfe leben, einheitliche Kriterien geben.