Stuttgart (dpa/lsw) – Eine platte Nase wie ein Mopshund und zusammengewachsene Ohren: Die in Deutschland stark gefährdete Mopsfledermaus ist leicht zu erkennen, aber schwer zu finden. Deshalb haben Wissenschaftler jahrelang auch in Baden-Württemberg mit einer ungewöhnlichen Abhöraktion nach den Tieren gesucht – und Dutzende gefunden.
Experten und Ehrenamtliche nutzten dazu spezielle Aufnahmegeräte. Die sogenannten Mini-Batcorder hängten sie im Wald auf, um Ruflaute der Mopsfledermaus aufzuspüren. Das Ziel: Es sollten Erkenntnisse über die Art zusammenkommen, um die Bestände zu schützen.
Im Rahmen des bundesweiten Projekts «Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland» konnten rund 150 Fachleute und Ehrenamtliche nach Angaben des NABU in Baden-Württemberg Bestände in zwölf Landkreisen nachweisen. In Regionen mit besonders guten Lebensbedingungen für die Art seien 74 Wochenstuben-Quartiere aufgespürt worden, in denen Weibchen ihre Jungen großziehen, teilte der Naturschutzbund weiter mit.
Art gilt als stark gefährdet
An 60 Standorten wurden die Mopsfledermäuse nach Angaben des Nabu-Landesvorsitzenden Johannes Enssle gefangen und mit einem Sender ausgestattet. Das neu gewonnene Wissen sollen Waldbesitzer und Forstbetriebe nutzen, um geeignete Baumquartiere zu erhalten und neue zu schaffen.
Die Mopsfledermaus, kaum größer als ein menschlicher Daumen, hat in Deutschland und Westeuropa nur in wenigen Gebieten überlebt. Sie bevorzugt naturnahe Wälder mit einem hohen Anteil an stehendem Totholz. Die Art wird in der «Roten Liste» der Säugetiere geführt und gilt bundesweit als stark gefährdet.
Forst- und Landwirtschaft führen zu dramatischen Bestandseinbrüchen
In den 1950er bis 1970er Jahren führte die Intensivierung der Forst- und Landwirtschaft zu dramatischen Bestandseinbrüchen. Zudem reduzierten Pestizide das eingeschränkte Nahrungsangebot der hoch spezialisierten Art erheblich. Zuletzt war die seltene Art wieder stärker auf dem Vormarsch.
«Wir sind stolz, dass es in Baden-Württemberg noch Bestände dieser seltenen Art gibt», sagt Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). «Deshalb achten wir darauf, dass sich die Population hier stabilisiert und in andere Landesteile und Länder ausbreitet.» Forstminister Peter Hauk (CDU) betont die Bedeutung alter und abgestorbener Bäume, in denen die Mopsfledermaus-Weibchen ihren Nachwuchs großziehen können.
Bundesweit bekannt wurde die Mopsfledermaus als «Fledermaus des Jahres 2020/2021» und durch die Blumberger Sauschwänzlebahn vor mehr als zehn Jahren. Weil die streng geschützten Fledermäuse in einigen Tunneln der Museumsbahn überwintern, untersagten die Behörden damals Winterfahrten zwischen Fützen und Weizen.